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Das dreifache Risiko

Drei Millionen der weltweit HIV-Infizierten sind Frauen/ Aids trifft sie auch als Pflegerinnen und Mütter  ■ Von Ulrike Helwerth

Berlin (taz) — Der diesjährige „Welt-Aids-Tag“, der jedes Jahr am 1. Dezember als „Aktionstag“ begangen wird, ist den Frauen gewidmet. Denn Aids ist längst nicht mehr die Krankheit der Schwulen. Die Zahl der HIV-positiven Frauen ist inzwischen drastisch gestiegen. Von den weltweit geschätzten acht bis zehn Millionen Infizierten sind inzwischen ein Drittel Frauen. WissenschaftlerInnen sind sich einig, daß Aids spätestens bis zum Jahre 2000 eine heterosexuelle Krankheit sein und es dann ebensoviele infizierte und an Aids erkranke Frauen wie Männer geben wird. Bei den meisten Frauen erfolgt die Ansteckung über heterosexuellen Geschlechtsverkehr.

In den größten Städten des amerikanischen Kontinents, Westeuropas und Afrikas ist Aids heute bereits die Haupttodesursache bei Frauen zwischen 20 und 40 Jahren. Schätzungen gehen davon aus, daß die Zahl der HIV-infizierten Frauen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zwischen 1989 und 1992 um 60 Prozent zunehmen und die Zahl der infizierten Kinder sich verdoppeln wird. Der größte Teil — etwa 2,5 Millionen — der bereits infizierten Frauen lebt in Afrika. Die Ausbreitung der Krankheit stellt dringender denn je die Frage nach der Ungleichheit — zwischen den Geschlechtern und zwischen den Regionen dieser Welt. Denn sie trifft vor allem diejenigen, die von den Aufklärungskampagnen nicht erreicht werden, die nicht Macht und Einfluß haben, von (ihren) Männern „safer sex“ zu verlangen und/oder kein Geld, Kondome zu kaufen. Es trifft diejenigen, die froh sind, wenn ihnen überhaupt medizinische Hilfe zuteil wird, egal, ob die Spritze, die ihnen verpaßt wird, steril, ob die Blutkonserve virusfrei ist. Es trifft also die Armen dieser Welt — in überwältigender Mehrheit bekanntlich Frauen.

Aber Aids macht Frauen auch zu schaffen, wenn sie selbst gar nicht infiziert sind: Als Betreuerinnen von Erkrankten und Infizierten. Denn nach wie vor gilt, daß Frauen weltweit für die Gesundheitsvorsorge und die Krankenpflege verantwortlich sind und durch ihre meist unentgeltliche Arbeit ihren Familien und ihrer Gesellschaft obendrein Unsummen ersparen. Oder, wie es Hiroshi Nakajima, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation anläßlich des diesjährigen Welt-Aids-Tages ausdrückte: „Frauen sind der Schlüssel zur Verwirklichung der Gesundheit für alle.“

Frauen und Aids heißt letztlich auch Kinder und Aids. Denn es sind vor allem die jungen Frauen im gebärfähigen Alter, die sich den Virus einhandeln.

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