Keine Alternative zur großen Koalition

■ Herbe Niederlage für Momper und die AL/ PDS wird zur drittstärksten Partei/ Diepgen deutet Elefantenhochzeit an

Berlin. Diepgen ist wieder da, die große Koalition scheint ausgemacht, die FDP ist wieder dabei, und die PDS wurde zur drittstärksten Kraft im Parlament. Das sind die überraschenden Ergebnisse der Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin. Klarer Sieger der Wahl ist die CDU: Sie landete bei über 38 Prozent. Die klaren Verlierer sind die Parteien, die bis zum 15. November die rot- grüne Koalition gestellt haben. Nach ersten Hochrechnungen fuhr Walter Momper mit knapp 33 Prozent das bisher schlechteste Wahlergebnis für die SPD ein. Der Stimmenanteil der Alternativen Liste wurde im Westteil der Stadt mehr als halbiert: Schlappe 5,5 Prozentpunkte erreichte die Igel- Partei — 1989 waren es noch 11,8 Prozentpunkte. Gut abgeschnitten hat dagegen das Bündnis 90 mit über 10 Prozent in Ost-Berlin. Im Landesdurchschnitt lagen die Bürgerbewegungen bei 4,1 Prozent. Die PDS schnitt im Osten unerwartet gut ab (24 Prozent) und schaffte im Landesdurchschnitt über 8 Prozent.

Ein überzeugendes Comeback gelang der FDP, die ihr Ergebnis im Vergleich zur 89er Wahl fast verdoppelte und bei über 7 Prozent lag. Für die Reps ist die Sache mit weniger als 3 Prozent dagegen gelaufen.

Eberhard Diepgen, aller Wahrscheinlichkeit nach der nächste Regierende Bürgermeister, deutete schon kurz nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen die Möglichkeit einer großen Koalition an. Die großen Parteien müßten nun »zusammenrücken«. Rein rechnerisch wäre auch nur noch eine Ampelkoalition möglich, doch das schloß die FDP-Spitzenkandidatin gestern abend erneut aus. Für das »katastrophale« Ergebnis der AL machte die Ex-Schulsenatorin Sybille Volkholz, die von den Alternativen in die Regierung geschickt worden war, den Koalitionsbruch kurz vor der Wahl verantwortlich. Momper erklärte, das Ergebnis sei eine »klare Absage« an Rot-Grün. Das miserable SPD-Ergebnis bezeichnete er als »bitter«.

Bei der PDS, die im Haus am Köllnischen Park feierte, wurde das Berliner Ergebnis mit Beifall aufgenommen. Das Ergebnis für Berlin »entspricht unseren Vorstellungen«, sagte die künftige PDS-Bundestagsabgeordnete Petra Bläss.

CDU-Generalsekretär Landowsky bedankte sich bei den »vielen Bürgerinitiativen«, die sich im Wahlkampf für die CDU und eine große Koalition stark gemacht hätten. Der Wunsch der »Bürger für Berlin«, die massenhaft Anzeigen in Zeitungen veröffentlicht hatten, scheint nun in Erfüllung zu gehen: eine große Koalition unter der Führung von Eberhard Diepgen. Ob Momper einem solchen Kabinett angehören wird, ist fraglich. Bisher hieß es, daß er in keine Regierung wolle, die von Diepgen gebildet würde. ccm