Eiszeit zwischen den Geschlechtern

■ betr.: "Gesucht: Die makelos antipatriarchalische Liebe", taz vom 13.11.90

betr.: „Gesucht: Die makellos antipatriarchalische Liebe“,

taz vom 13.11.90

„Nur das Aufgeben einer heterosexuellen Beziehung eröffnet den wahren weiblichen Widerstand gegen das Patriarchat“, so die Feministinnen Klüger und Janz beim dritten Bundesfrauenkongreß in Kassel. Nach Adrienne Rich werden Frauen im Patriarchat mit allen Mitteln, von physischer Gewalt bis zur umfassenden „Bewußtseinskontrolle“, in die sexuelle Beziehung zum Mann gezwungen.

Dem muß abgeholfen werden. Ich schlage zur Abhilfe eine strikte räumliche Trennung der Geschlechter vor. Da die Mitte der Erde sowieo zunehmend überflutet wird (Treibhauseffekt), ziehen sich die Frauen auf den Nordpol zurück. Dieser symbolisiert am treffendsten die Eiszeit zwischen den Geschlechtern. Hier sind sie zudem endlich einmal oben, werden nicht ständig untergebuttert, können sich in lesbischen Beziehungen voll verwirklichen. Beeinträchtigt werden können sie eigentlich nicht, es sei denn, sie lassen sich durch männliche Heuler stören; diese können aber mit der Harpune erlegt werden.

Den Männern bleibt der Südpol. Hier können sie sich dann überwiegend homosexuell austoben, Männergesangvereine, Saufrunden, Skat- oder Fußballclubs gründen, Weltkriege ganz im Schnee gestalten (Selbstausrottung?), Wettläufe mit der Kälte austragen.

Recht behält bei diesen Zuständen der Dichter Hoffmann von Fallersleben, der schon im vorigen Jahrhundert schrieb: „Sie konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel tief.“ Christian Schauer, Alzenau