"Der Mann hatdoch keine Ahnung"

■ betr.: "Uruk und das Überleben der Menschheit", Gastkommentar von Jean-Pierre Faye, taz vom 27.11.90

betr.: „Uruk und das Überleben der Menschheit“, Gastkommentar vom Jean-Pierre Faye,

taz vom 27.11.90

So einen schwachsinnigen Kommentar habe ich noch nie gelesen. Ich verstehe nicht, warum ihr einen Sprachphilosophen eingeladen habt, über die Energiefrage zu kommentieren. Der Mann hat doch keine Ahnung von der Sache!

Er weiß gar nicht, wieviel Energie und andere knappe Ressourcen notwendig sind, um Weltraumstationen und Raumgleiter zu bauen, in den Weltraum zu schießen und zu betreiben. Er weiß gar nicht, wieviel Energie diese Geräte für die Menschheit gewinnen könnten. Er weiß gar nicht, ob die letztere Menge höher sein würde als die erstere. Und er weiß gar nicht, welche Gefahren mit dieser Technologie verbunden sind.

Und dann redet er vom Überleben der „menschlichen Gattung“. Würden die US-Amerikaner und die Sowjets der übrigen Menschheit auch nur einen Tropfen der so teuer gewonnenen Energie billig verkaufen? Wenn ihr Überleben vom Erfolg dieser Technologie abhängig sein sollte, dann hat die menschliche Gattung keine Hoffnung.

Und drittens: Er redet zwar vom Überleben der Menschheit, schreibt sogar: „Die Energieressourcen... gehören... der ganzen menschlichen Gattung.“ Aber wenn er konkret wird, nämlich wenn es ums Golf-Öl geht, dann denkt er nur ans Überleben der Söhne(!) von Ur, der Stadt Abrahams/Ibrahims. An der Kontrolle über dieses Öl (er redet nicht von der Kontrolle über das ganze Öl der Erde, über das Öl der USA und über das Nordsee-Öl) will er nur die „abrahamischen Religionen“ beteiligen, nicht alle Religionen der Erde.

Die taz verdient bessere, ökologisch, alternativ und internationalistisch gesinnte Kommentatoren. Brigitte Sommer, Bonn