Der Uwe von der Osttribüne

■ Bundesliga-Nachholspiel: VfL Bochum — Fortuna Düsseldorf 0:0/ Uwe Leifeld im Fanblock

Bochum (taz) — „Hallo Uwe!“ — „Hallo, Uwe!“ — „Hallo, Uwe!“ Und noch einige Male war dieser Gruß zu hören, war in erstaunte Gesichter zu schauen, und dann war er wirklich zu sehen: Uwe Leifeld, der dauerverletzte Mittelstürmer des VfL Bochum hatte versprochen, sich zum Spiel gegen Fortuna Düsseldorf zu den Fans in der Osttribüne zu stellen und von dort seine Mannschaftskameraden anzufeuern. Schnell machte sich allerdings die Sorge breit, daß der VfL ein Tor schießen würde. Dann würden sich die Fans wie immer nach vorne werfen, und in diesem Menschenknäuel würde Uwe sich möglicherweise noch schwerer verletzen. Es kam aber ganz anders.

„Treffen sich zwei Manta-Fahrer. Sagt der eine: ,Ich hab' mir gestern 'nen Duden gekauft.‘ Sagt der andere: ,Kannste Dir einbauen, wasse willst, ich bin sowieso schneller.‘“ Und dann schüttelten sich die Umstehenden vor Lachen aus und erzählten den nächsten Manta-Witz. Um das Bundesliga-Nachholspiel war es zu diesem Zeitpunkt wirklich schlecht bestellt. Die Ballkünste der VfL- und Fortunaspieler bewegten sich vor allem in diesen ersten zwanzig Minuten auf allerniedrigstem Niveau — die Flucht in den Witz war naheliegend.

Auch Aleksandar Ristic, noch Trainer von Fortuna Düsseldorf, beliebte zu scherzen. Seine erfolglosen Luxusstürmer Jörn Andersen und Sven Demandt ließ er zunächst auf der Bank sitzen und kommentierte diese Entscheidung gewohnt schlagfertig mit den Worten: „Wollte beste Bank in Bundesliga haben.“

Damit war das Humorpotential an diesem Nachmittag aber auch schon ausgeschöpft. Das Spiel orientierte sich eher an den Regenschauern und Nebelschwaden, die durchs Stadion trieben. Ein Kampfspiel englischen Zuschnitts wurde aus der Partie, nur hakte es dabei oft bitterlich. Bälle flogen eher in den Rücken der Spieler als in ihren Lauf, aber gerannt und gewühlt wurde 90 Minuten lang.

„Ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen, daß sie nicht gekämpft hätten, aber spielerisch läuft es bei uns einfach nicht“, meinte auch Reinhard Saftig, der Trainer des VfL. Und dann bejammerte er die vergebenen Torchancen, von denen seine Mannschaft einige hatte, die sie aber, vielleicht, um Uwe Leifeld nicht zu gefährden — großzügig ausließ.

Die Fortuna konterte teilweise gefährlich und hatte mit Thomas Allofs auch den einzigen richtigen Fußballer des Spiels in ihren Reihen, sorgte aber selten für echte Gefahr. Und so wuchs in der Osttribüne angesichts des durchaus besiegbaren Gegners der Ärger über die anhaltende spielerische Krise und über ein weiteres Spiel ohne Tor für den VfL. „Aufhören, aufhören“, ertöne es sogar. Welche Rolle Uwe Leifeld bei diesen Sprechchören spielte, war allerdings nicht auszumachen. Christoph Biermann

VfL Bochum: Wessels — Ridder — Oswald, Reekers — Dressel, Nehl, Rzehaczek, Heinemann, Wegmann (56. Peschel), Legat (79. Milde) — Kohn

Fortuna Düsseldorf: Schmadtke — Loose — Spanring, Werner — Baffoe, Kaiser, Ahlsen, Schütz (39. Andersen), Büskens — Allofs, Hey (79. Walz)

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren)

Zuschauer: 13.500