Als erstes kam der Dienstwagen

■ Beschäftigte im gewerkschaftseigenen Bund-Verlag befürchten weiteren Schrumpfkurs

Berlin (taz) — Seine erste Amtshandlung, so wird von Angestellten des gewerkschaftseigenen Bund- Verlages in Köln kolportiert, sei die Anschaffung eines Dienstwagens einer Münchner Nobelmarke gewesen. Ansonsten habe er sich bislang nicht durch besondere Fachkenntnisse im Verlagswesen ausgewiesen. Die Rede ist von Hubert Leiting, dem designierten Geschäftsführer des Bund-Verlages, der seit 1. Oktober bereits auf dem Chefsessel des Gewerkschaftsverlages sitzt und der morgen vom mit führenden Vertretern des DGB und der Einzelgewerkschaften besetzten Beirat bestätigt werden soll.

Seit langem gibt es innerhalb der Gewerkschaften und unter den Beschäftigten des Verlags selbst ein Unbehagen über die Geschäftspolitik des Kölner Verlages, der aus der früheren Europäischen Verlagsanstalt hervorgegangen ist. Mehr und mehr hat sich der Verlag in den letzten Jahren aus der Produktion anspruchsvoller politischer oder literarischer Texte zurückgezogen und sich zum Fachverlag der Gewerkschaften für Fragen des Arbeitsrechts, der Tarif- und Sozialpolitik usw. reduziert. Selbst die innergewerkschaftliche Diskussion wird zum Teil über andere Verlage geführt.

In der allgemeinen politischen Öffentlichkeit ist der Verlag ebensowenig präsent wie in vielen Buchhandlungen. Große Teile der Produktion werden vom DGB gekauft und kostenlos verteilt.

Angesichts der wachsenden Kritik hatte sich der vormalige Geschäftsführer Eberhard Lopau Ende September vorzeitig aus seinem Vertrag verabschiedet. Schon am 1. Juli war Leiting von Helmut Teitzel — dem für die Gemeinwirtschaft zuständigen DGB-Vorstandsmitglied — beauftragt worden, den Verlag wirtschaftlich zu durchleuchten. Dabei ist das eine Aufgabe, für die der 36jährige Jungmanager nach Meinung von Verlagsmitarbeitern nicht gerade die besten Voraussetzungen mitbrachte. Schließlich hatte sich Leiting bisher in der Baubranche umgetan. Ohne den angeforderten Prüfbericht vorgelegt zu haben, wurde er dann am 1. 0ktober zum Geschäftsführer gemacht.

Der Beirat muß morgen nicht nur über die Bestätigung des Geschäftsführers entscheiden, sondern auch über das, was inzwischen als Konzeption für die Weiterentwicklung des Verlages sichtbar geworden ist. Danach deutet alles auf einen weiteren Schrumpfkurs hin. Als erstes sollen offenbar die beiden verlagseigenen Buchhandlungen in Köln und Frankfurt dichtgemacht werden. „Kann ja sein, daß dies sinnvoll ist“, so ein Verlagsmitarbeiter zur taz, „aber nicht als einsame Entscheidungen der Herren Teitzel und Leiting.“ marke