„Der Erfolg des Bundeskanzlers“

Die CDU sieht trotz des Erfolgs nicht alle Blütenträume reifen: Die Koalitionsgespräche dürften schwieriger werden als erwartet/ Kohl zeigte besondere Freude über das Berliner Wahlergebnis  ■ Aus Bonn Ferdos Forudastan

Ein wenig übertrieb Helmut Kohl: „Dies ist ein großartiges Ergebnis, wir können stolz darauf sein“, sprach er in die Kamera — kurz nachdem ZDF und ARD 44,5 bzw. 43,5 Prozent für ihn hochgerechnet hatten. Noch wenige Tage zuvor hatten Kanzlerberater in Bonn doch etwas andere Zahlen gestreut: „Schön, verdient, erhofft“ seien 45 bis 47 Prozent.

Sollte der Kanzler und CDU-Vorsitzende etwas enttäuscht gewesen sein — anmerken ließ er es sich jedenfalls nicht. Dies sei das beste Wahlergebnis für eine Partei, seit es in Deutschland freie, gleiche und geheime Wahlen gebe. Er freue sich darüber, daß das Unionsergebnis in den neuen Bundesländern nahezu identisch mit dem in der alten Bundesrepublik sei. Wer von einer absoluten Mehrheit geredet habe, kenne die Lage nicht.

Und um noch mal zu unterstreichen, daß er Lafontaine im Eiltempo überholt habe, sagte Kohl: „Noch zu Jahresbeginn hätte dieses Ergebnis niemand für möglich gehalten.“

Daß die Koalitionsverhandlungen nun, da die FDP ihr Ergebnis verbessert hat und wohl ein Ministerium mehr bekommt, nicht einfach werden, ließ der Bundeskanzler schon in seinem kurzen Statement heraushören, worin er das Ergebnis der FDP begrüßte, weil eine FDP, die verloren hätte, wohl „ein schwierigerer Koalitionspartner“ gewesen wäre. „Wir stehen unter keinerlei Zeitdruck. Wichtig ist, daß es zügig geht, noch wichtiger, daß es gut wird.“ Noch in der vergangenen Woche war aus dem Kanzleramt zu hören gewesen, daß Kohl recht zuversichtlich sei: Noch vor Weihnachten werde die Regierung gebildet sein.

Weshalb es den Bundeskanzer kaum schmerzte, daß er ein wenig unter dem erwarteten Ergebnis blieb, ließ er selbst durchblicken. Noch ein großer Grund zur Freude sei das Wahlergebnis in Berlin. Es sei „hohe Zeit“ gewesen, daß dort die bisherige Koalition aus SPD und Alternativer Liste abgewählt würde. Zu einer großen Koalition in Berlin wollte er sich jedoch nicht äußern.

Daß fast 45 Prozent CDU gewählt hatten, erklärte CDU-Generalsekretär Volker Rühe so: „Dies ist der Erfolg des Bundeskanzlers.“

Kohl teilte mit, unmittelbar vor dem Fernsehauftritt habe er mit dem noch immer unter den Attentatsfolgen leidenden Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble telefoniert. Dieser habe sich ganz besonders über das Unionsergebnis gefreut.