Triumph für Kohl Absturz für die SPD Debakel für Grüne

■ West-Grüne nicht mehr im Bundestag?/ CDU/FDP Wahlgewinner/ PDS verliert, ist aber im Bundestag/ Bündnis 90/Grüne im Osten bei 6 Prozent

Berlin (taz) — Deutschland vereint — und die Grünen müssen zugucken: Diese Möglichkeit verdichtete sich gestern abend nach den Hochrechnungen an. Nach Meinung der Rechenkünstler von ARD und ZDF waren die Grünen-West bis 21 Uhr mal über, mal ritten sie auf der 5-Prozent- Sperrklausel. Nur im Osten konnte das Gespann Bündnis 90/Grüne die Fünf-Prozent-Hürde klar überspringen. Bliebe es dabei, daß die Grünen-West unter fünf Prozent hängenbleiben, dann würden nur Vertreter der Grünen-Ost und vom Bündnis 90 in den Bundestag einziehen. Sie erhielten dann nur noch sieben Mandate, und auch der Fraktionsstatus wäre futsch.

Helmut Kohl dagegen darf zufrieden sein: Der schwarze Riese und seine CDU zockten in Ost wie West um die 44 Prozent der Stimmen ab — rund ein Prozent mehr als bei den Wahlen im Jahre 1987. Auch in den fünf neuen Bundesländern konnte die CDU nochmals zulegen.

Verbitterung dagegen bei der SPD: Parteichef Vogel beharrte zwar mit fester Stimme darauf, inhaltlich mit den sozialdemokratischen Positionen richtig zu liegen. Nur können sich die Sozialdemokraten dafür nichts kaufen. Die Partei landete nur bei rund 34 Prozent der Stimmen und unterbot ihr ohnehin schon schlechtes Ergebnis der letzten Bundestagswahlen nochmals um etwa zwei Prozent.

Als Sieger fühlen dürfen sich dagegen Außenminister Genscher und die FDP. Mit etwa elf Prozent der Stimmen konnten die Liberallala-Liberalen nochmals einen Prozentpunkt zulegen. Die CSU erreichte in Bayern etwa 51,5 Prozent. Ihr ostdeutscher Ableger DSU versank erwartungsgemäß in der Bedeutungslosigkeit. In Bayern erhielten die rechtsradikalen Republikaner mehr als fünf Prozent. Bundesweit versank sie dagegen im Nichts.

In jedem Fall wird im neuen deutschen Bundestag die PDS/Linke Liste vertreten sein. Die Gysi-Truppe erreichte im Westen zwar nur etwa 0,5 Prozentpunkte. Im Osten dagegen gelang es der Partei, nochmals knapp zehn Prozent der Wähler für sich zu begeistern. Die Wahlbeteiligung lag mit etwa 77 Prozent deutlich niedriger als bei früheren Bundestagswahlen. SEITEN 2 UND 3