SPD- und AL-Einbrüche in den Hochburgen

Berlin. Die Berliner Wahl zum Abgeordnetenhaus zeigt in einer ersten vergleichenden Analyse vor allem zwei Auffälligkeiten: Sie unterscheidet sich erheblich vom gesamtdeutschen Wahlverhalten zum Bundestag und macht schon in den Zahlenkolonnen deutlich, wie sehr Ost- und Westberlin immer noch getrennt sind. In West-Berlin hat die CDU doppelt so viele Prozente erzielt wie im Ostteil, die SPD ist dafür in vielen Bezirken auf unter 30 Prozent gerutscht. Insgesamt ist die Wahl ein eindeutiges Votum gegen Rot-Grün, dessen Dauerkoalitionskrisen die BerlinerInnen offensichtlich wenig abgewinnen können. Besonders dramatisch waren die Verluste von SPD wie AL in ihren angestammten Hochburgen: So rutschte die SPD etwa im legendären roten Wedding von 45 Prozent auf 31,5 Prozent, in Spandau sind die Zahlen ähnlich; vernichtende Einbußen auch in Neukölln, Reinickendorf und Tempelhof. In den traditionellen Arbeitervierteln half der SPD auch ihr hartes Vorgehen in der Mainzer Straße nichts, der sogenannte rechte Wählerrand entschied sich lieber gleich für die Nummer Sicher, die CDU. In Neukölln, Tempelhof, Zehlendorf, Spandau und Steglitz holte die Union die absolute Mehrheit. Ähnlich stellt sich das Debakel für die AL dar: Auch sie mußte ihre größten Verluste bei ihren Stammwählern in den Innenstadtbezirken Kreuzberg, Schöneberg und Charlottenburg hinnehmen — mit Einbußen bis zu acht Prozent. Verloren hat sie vor allem an FDP, Bündnis 90 und PDS, die in Kreuzberg als einzigem westlichen Bezirk deutlich über dem Durchschnitt von einem Prozent lag.

Gänzlich anders ist die Wahl im Osten verlaufen: Dort mußte die SPD zwar im Vergleich zu den Kommunalwahlen auch Verluste hinnehmen, die aber viel kleiner ausfallen als im Westen. Annähernd stabil sind die Bürgerbewegungen Bündnis 90/Grüne/Unabhängiger Frauenverband geblieben. Zwischen AL und Bündnis hat offensichtlich eine Austauschbewegung stattgefunden: Die AL kam im Ostteil auf knapp zwei Prozent, das Bündnis im Westen ebenfalls. Deutlich über dem Schnitt liegt es in Kreuzberg und Schöneberg. Deutlich verloren hat im Osten die PDS, die sich im Gegensatz zur SPD jedoch in ihren Hochburgen immer noch auf hohem Niveau halten konnte. So erhielt sie in Marzahn, Hellersdorf, Mitte, Friedrichshain und Hohenschönhausen immer noch zwischen 25 und 30 Prozent. kd