AUSUSA

EINSTÜRMENDERTIP  ■  BITCH MAGNET

1989 auf der BID-Eröffnungsparty im Ecstasy: die Luft zum Schneiden, vollgedünstet von hunderten dichtgedrängt schwitzender Musikfans. Die Leiber ineinandergekeilt, erstarrt zu einer Masse, die nur noch zu langsamen Wiegebewegungen fähig ist. Über dem Pferch auf kleiner Bühne zwei Amis und ein Vietnamese mit obligatorischer Baseball-Mütze, die Schwankenden so gut es geht ignorierend und ihnen einen bis zur Schmerzgrenze verzerrten Saitenwirbel entgegenblasend, als wollten sie nachdrücklichst unterstreichen: vade retro! (Asterix-LeserInnen werden diesen Ausdruck kennen). Als ich nach einigen Quetschbemühungen den Raum betrat, konnte ich die Musik sofort körperlich fühlen, da war plötzlich nur Sound, reiner Klang, ich spürte Wellen und keine anderen Leute mehr.

Die Kalifornier Bitch Magnet spielen nicht mit ihren Instrumenten, sie arbeiten, bauen Wände, hinter denen sie als Band völlig verschwinden, füllen Hohlräume mit Krach und stoischem Rhythmus. Aufdringlichste Musik (?) von unscheinbarsten Erzeugern. Bewirkt sofortige Porenöffnung am ganzen Körper oder abruptes Blockieren der Sinne und den Drang zum nächstbesten Ausgang. Wenn Du bleibst, wirst Du im Boden Wurzeln schlagen, und Bitch Magnet eine heiß- kalte Dusche nach der anderen über Dich gießen lassen.

Auf Platte kommt die Dröhnung zwar nicht ganz so berauschend, aber immer noch beharrlich genug, um die Nadel auf einer Seite bis zur Auslaufrille zu halten. Bitch Magnet vermitteln Faszination, eine schräge Manie, die den anderen Lärm- Bands im Gedröhn und Gestampfe abhanden kommt. Sind sie bessere Musiker? Sie haben bei aller Heftigkeit einfach Gefühl. Sie pöbeln nicht, konfrontieren nur konsequent mit Noise der fast transzendenten Art; New Age mit umgekehrten Vorzeichen. Schwalbe

UM21UHRIMECSTASY