Chaos statt Busspur?

■ BVG will Busspuren gegen CDU verteidigen/ Roll back auf dem Ku'damm?

Berlin. Ein »Chaos« befürchten die Experten der BVG für den Fall, daß ein CDU-geführter Senat die Busspuren wieder abschafft. Seit dem 9. November sei die Zahl der Fahrgäste, die täglich die Busse benutzen, von 1,1 auf 1,5 Millionen gestiegen, die Verspätungen nähmen aufgrund längerer Aufenthalte an den Haltestellen ständig zu. In dieser Situation die Busspuren zu streichen, wäre ein Schritt in die völlig falsche Richtung, hieß es gestern. Anstatt die Sonderstreifen zu entfernen, sollte auch der neue Senat an den Plänen festhalten, die im Westteil der Stadt insgesamt 39 Kilometer langen Spuren zu einem 80 bis 100 Kilometer langen Netz ausbauen, wünscht sich die BVG. Auch im Ostteil, wo es nur auf der Friedrichstraße eine längere Busspur gibt, müsse das Netz ausgebaut werden.

Die Busse auf dem Ku'damm seien jetzt schon regelmäßig um 20 bis 30 Minuten verspätet, erläuterte BVG-Sprecher Wolfgang Göbel gestern. Ohne die Busspur könne diese Zeit um weitere zehn bis 20 Minuten steigen. Die BVG würde damit nicht nur ihre Unattraktivität vergrößern, sondern auch ihr Defizit: Sie müßte mehr Wagen und mehr Fahrer einsetzen, um die längeren Fahrtzeiten zu kompensieren. Wäre seit der Grenzöffnung nicht das Verkehrsaufkommen gestiegen, hätte die Gesellschaft dank der Busspuren zwölf Busse einsparen können, teilte Verkehrssenator Wagner (SPD) kürzlich auf eine Kleine Anfrage des AL-Abgeordneten Cramer mit. Allein mit der Busspur auf dem Ku'damm hätte die BVG »rein rechnerisch« 3,8 Millionen pro Jahr sparen können.

Die CDU läßt sich davon vorerst nur mäßig beeindrucken. Für die Busspur auf dem Ku'damm »bleibt wohl nur abschaffen«, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU- Fraktion, Rainer B. Giesel, gestern zur taz. Hier komme es oft zu Staus, weil nur eine Spur für den allgemeinen Autoverkehr übrig geblieben sei. Er sei aber »kein grundsätzlicher Gegner« der Busspuren, versicherte der Abgeordnete. Allerdings müsse man »in jedem Einzelfall prüfen«, ob andere Interessen beeinträchtigt würden.

Erst Ende letzter Woche war die Ku'damm-Busspur zusätzlich ausgebaut worden. Dank in den Boden versenkter Kontaktschleifen an zwei Kreuzungen können die Doppeldecker automatisch grünes Licht an der Ampel anfordern. Was mit dieser Technik geschehen soll, konnte Giesel gestern nicht beantworten. hmt