Erste Doping-Köpfe rollen

■ Anabol-Bundestrainer Jochen Spilker tritt zurück/ Ex-DDR-Schwimmer Raik Hannemann gibt Doping zu

Der 'Spiegel‘ lag noch nicht im Kiosk, da forderten die angekündigten Doping-Veröffentlichungen bereits den ersten Posten: Jochen Spilker, der belastete Bundestrainer, trat zurück. Zugegeben wird nichts: „Mir ist jede sportliche Arbeitsbasis entzogen“, so die Begründung des Doping-Programmierers. Jan Kern, Generalsekretär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), findet dies „richtig und vernünftig“ und kann „kein Schuldgeständnis“ entdecken.

Noch funktioniert der interne Klüngel. Kann man doch davon ausgehen, daß die noch aktiven SportlerInnen den Mund halten müssen. Ebenfalls jene, deren Zukunft auf früheren sportlichen Erfolgen aufbaut. Nur wenige können reden: So der Ex-DDR-Schwimmer Raik Hannemann, Vize-Europameister von 1989 über 200 Meter Lagen: „Wir haben doch alle diese Medaillenmacher geschluckt. Weil wir sie nehmen mußten. Weil unsere Trainer es wollten. Weil der Staat es wollte“, schrieb er im 'Berliner Kurier am Abend‘, wo er fest angestellt ist. „Ich war scharf auf die Privilegien.“ Schwimm-Olympiasieger Jörg Woithe sagte, daß westliche Devisen fürs Anabolikaschlucken geboten wurden. Im Westen gab's statt dessen Sponsorenverträge, Vereinsgelder und Sporthilfe.

So mutet es skurril an, daß die Geldgeber, für die nicht zuletzt die Erfolge gebraucht wurden, nun um Sauberkeit bitten: Nach Mercedes droht auch Sponsor IBM mit dem Abzug von Geldern. Bei der Vorstandssitzung des Bundesauschusses Leistungssport (BAL) am Donnerstag wird das Thema Doping ganz oben an stehen müssen. Ob jedoch echte Aufklärung erfolgt, ist fraglich. Silke Knoll dementiert, ergreift rechtliche Schritte. Schwimmer Michael Groß spricht sich gegen das Waschen dreckiger Wäsche aus und fordert Trainingskontrollen. Daß es jedoch schon lange nicht mehr nur um Anabolika geht, haut keinen mehr um. Der 'Stern‘ berichtet von Forschungen am zentralen Nervensystem, von Versuchen mit Hormonen. Vom Sport in Deutschland eben, der so ist wie überall. miß