UNTERM STRICH

Der italienische Filmregisseur Sergio Corbucci einer der Väter des „Italo-Westerns“ und Schöpfer von „Django“ ist gestorben. Er erlag in der Nacht zum Sonntag in seiner Geburtsstadt Rom im Alter von 63 Jahren einem Herzversagen. Corbucci sprach stets ein Massenpublikum an: Seit 1951 führte der Wirtschaftswissenschaftler in über 70 Filmen Regie, unter anderem in „Die Insel der Sünde“, „Der Sohn des Spartakus“, „Der Supercop“ und „Toto, Peppino und das süße Leben“. Vor allem aber mit Western wie „Django“ (mit Franco Nero in der Hauptrolle) und „Leichen pflastern seinen Weg“ begründete Corbucci seinen Ruf als einer der Protagonisten des italienischen Westerns. Die Renaissance dieses Genres Ende der 60er Jahre gelang Italiens Regisseuren wie Corbucci mit Antihelden und Außenseitern, die sich in den Filmen als finstere Rächer und zynische Revolverhelden um Gesetz und gängige Moral wenig kümmerten. Das Thema „Der einsame Held gegen den Rest der Welt“ fand im Italo- Western eine neue, brutalisiserte Form — meist ohne Happy-End.

Ebenfalls gestorben ist die Darstellerin von E.T., die 32jährige Tamara De Treaux. Die nur 78 cm große Schauspielerin hatte ihre Theaterkarriere in San Francisco begonnen. Ab 1980 sang sie bei „The Medflies“ mit und wurde bei einem Auftritt der Gruppe in Los Angeles von Steven Spielberg entdeckt. Sie spielte das liebenswerte kleine Monster in Szenen, in denen E.T. sich bewegte. Bei den Nahaufnahmen wurde ein Roboter gefilmt. Überlebt hat Burt Lancaster: Agenturmeldung vom 1. Dezember, 8.52 Uhr: „Burt Lancaster auf der Intensivstation.“ Dramatische Zuspitzung um 9.15 Uhr: „Burt Lancaster hatte Herzanfall.“ Einzelheiten dann um 23.15 Uhr: „Während eines Besuches bei einm Freund im benachbarten Long Beach zusammengebrochen“, „Schlaganfall“, „rechte Seite in Mitleidenschaft gezogen, Sprechen beeinträchtigt“. Am 2. Dezember, welche Erleichterung, die Entwarnung. 'dpa‘ tickert um 12.50: „Gesundheitszustand Burt lancasters nach Schlaganfall ,stabil‘.“ Allerdings fragen wir uns seitdem besorgt, warum um Himmels willen stabil in Anführungsstriche gesetzt ist: Der Mann ist doch erst 76.

Schließlich gibt es Leute, die noch im hohen Alter im Filmgeschäft aktiv sind: Charles Bennett zum Beispiel. Der 91jährige schreibt in diesen Wochen an seinem 59. Drehbuch. Bennett ist damit der älteste aktive Drehbuchautor der Filmgeschichte. Seine neueste Arbeit, ein Remake des Hitchcock-Frühwerks „Erpressung“ aus dem Jahre 1929, dürfte Bennett vor keine unlösbaren Probleme stellen. Denn niemand anders als er selbst schrieb 1928 den gleichnamigen Bühnenhit, der zur Vorlage für Hitchcocks ersten Tonfilm wurde. Er erzählt die Geschichte eines Inspektors von Scotland Yard, dessen Freundin in einen Mordfall verwickelt ist. Mit dem berühmten Regisseur, aus England stammend wie er, war Bennett eng befreundet. Für Hitchcock schrieb er auch die Drehbücher von „39 Stufen“ und „Der Mann, der zuviel wußte“. Die Idee zu dem Remake hatte das Produzententeam Stuart Birnbaum und William Blaylock, die dafür 20th Century Fox gewan

nen. Auf der Suche nach einem Drehbuchautoren dachten sie an Bennett zuletzt — den wähnten sie schon lange tot. Umso erfreuter reagierten Birnbaum und Blaylock, als sie den Filmveteranen lebendig und gesund antrafen. Da hatten sie aber schon Drehbuchschreiber verpflichtet, deren Arbeiten sie Bennett zur Einsicht gaben. „Einige Tage später schickte er uns eine 42seitige Stellungnahme“, berichtet Birnbaum. „Es war nicht nur eine Kritik, sondern auch eine völlige Neufassung der Geschichte von „Erpressung“. Also wurden die bereits geheuerten Schreiber gefeuert und Bennett verpflichtet: Die Produzenten kommten täglich zu ihm zur Arbeit, zu seinem 91. Geburtstag kauften sie ihm sogar einen Computer.

Bennett selbst freut sich über seine Arbeit an dem alten neuen Thema und bedauert es lediglich, daß es seinerzeit nicht schon jene Riesenhonorare gab, die von Produzenten heute für besonders begehrte Drehbücher auf den Tisch gelegt werden: „Ich glaube, ich bin zu früh auf die Welt gekommen.“ Aber „für mein nächstes Drehbuch verlange ich auch eine Million“.