Eine garantiert saubere Anlagemöglichkeit fürs Kapital

Anthroposophenbank legt einen Ökofonds zur Förderung der Windenergie auf/ Menschen mit Geld und ethischen Ansprüchen dringend gesucht  ■ Aus Hamburg Kai Fabig

Es gibt sie. Menschen, die Geld haben und gleichzeitig Skrupel, es hemmungslos zu vermehren. Dieses ziellos umherirrende Kapital sucht nach Anlagemöglichkeiten. Das Zauberwort zur Befriedigung dieser Nachfrage heißt „ethisches Investment“. Sogenannte Ökofonds, die beteuern, nur Wertpapiere von umweltfreundlichen Unternehmen zu kaufen, sprießen daher international und auch in der Bundesrepublik wie Pilze aus dem Boden. Andere Fonds versprechen, sich von der Rüstungsindustrie fernzuhalten und keine Aktien von in Südafrika engagierten Firmen aufzunehmen. Für die einzelnen AnlegerInnen ist es allerdings wegen der internationalen Verflechtungen des Kapitals sehr schwierig zu beurteilen, ob der gewählte Fonds tatsächlich sauber ist. Und häufig genug finden sich dunkle Seiten im Aktienpaket. So enthält der „Grüne Korb“, der von der französischen Paribas-Bank angeboten wird, auch Aktien des Atomstromriesen RWE.

Doch es gibt einen Mittelweg zwischen der einträglichen Geldanlage bei undurchschaubaren Ökofonds und der verlustträchtigen Investition in Alternativbetriebe wie die taz — den Verzicht auf hohe Zinsen. Zu diesem Preis können sich zum Beispiel all jene, die 10.000 D-Mark übrig haben, in den jetzt aufgelegten Windkraftfonds der „Gemeinnützigen Kredit-Garantiegenossenschaft“ (GKG) in Bochum einkaufen. Die GKG gehört zu den anthroposophisch angehauchten Geldinstituten, die seit Mitte der siebziger Jahre hauptsächlich für die Finanzierung von Ökobauern und Walldorfschulen gesorgt haben. In den neuen Fonds soll das Geld von 210 AnlegerInnen — also 2,1 Millionen D-Mark — fließen. Daraus werden dann drei Projekte sogenannte partiarische Darlehen erhalten. Die Höhe der Zinsen ist dabei nicht festgelegt, sondern abhängig vom Gewinn des Kreditnehmers — die Darlehen haben also Beteiligungscharakter.

In den Genuß der Kredite sollen zehn Ökobauern in Norddeutschland kommen, die sich zur „Nordwind GmbH“ zusammengeschlossen haben. 1,375 Millionen D-Mark aus dem Fonds werden in den Ankauf von drei bereits bestehenden und den Bau von zwei neuen Windmühlen fließen. Die Idee, ihre Höfe auf umweltfreundliche Windenergie umzustellen, kam den Landwirten nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl. Schließlich kommt der Strom aus den Steckdosen Schleswig-Holsteins zu rund 70 Prozent aus AKWs. Der Zusammenschluß ermöglicht es nun, daß durch einen Ausgleich untereinander auch an weniger windbegünstigten Standorten Windkraftanlagen gebaut werden können.

500.000 D-Mark aus dem Fonds gehen in die Niederlande, wo die dortige Anthroposophenbank „Triodos“ eine 80-Prozent-Beteiligung an einer Firma hält, die Windparks errichtet. Die restlichen 225.000 D-Mark wandern in die Ex-DDR. Fünf Windmühlen in Langeneichstädt bei Merseburg sollen dafür sorgen, daß die Luft in der Gemeinde sauberer wird. Für die Investition in diese drei Projekte versprechen die Anthropo-Banker ihren Anlegern eine Kapitalverzinsung von 5,2 Prozent — wenn nicht alle Rotorblätter brechen oder jahrelange Flaute herrscht. Wahrscheinlich wird die Ökobeteiligung sogar mehr bringen. Denn durch das 100-Megawatt- Programm der Bundesregierung zur Förderung der Windenergie und die ab Januar stark erhöhten Preise, die die Energieversorgungsunternehmen für regenerative Energien zahlen müssen, die in ihr Netz eingespeist werden, stehen die Chancen gut, daß die Projekte Gewinne abwerfen werden, an denen die InvestorInnen beteilgt sind.

Risikolose „ethische Geldanlage“ bietet schon seit dem September die Hamburger Geldberatungsgenossenschaft „Trion“. Dabei geht es um einen Fonds, aus dem Wohnprojekte gefördert werden, den die Genossenschaft in Zusammenarbeit mit der Bank für Sozialwirtschaft (die Bank der Wohlfahrtsverbände) aufgelegt hat. Gefüllt wird der Fonds mit den Einlagen für Sparbriefe mit fünfjähriger Laufzeit und für normale Sparkonten mit gesetzlicher Kündigungsfrist. Die Darlehen, die aus diesem Fonds gezahlt werden, haben keinen Beteiligungscharakter, sondern sind fest verzinst. Allerdings zu einem weit unter dem Marktzins liegenden Satz, der auf die Bedürfnisse des jeweiligen Wohnprojektes zugeschnitten werden soll. Wie niedrig die Verzinsung genau wird, liegt vor allem an den SparerInnen. Denn sie können die Verzinsung ihres Geldes innerhalb bestimmter Grenzen selbst bestimmen. Bei den Sparbriefen liegen diese Grenzen zwischen null und vier Prozent bei den Sparkonten zwischen null und 1,5 Prozent. Als nächstes sollen aus diesem Fonds ein Projekt der Grauen Panther, eine Wohngemeinschaft „Jung und Alt“ sowie ein Wohnprojekt, das auf dem Gelände der ehemaligen Schiffsbauversuchsanstalt in Hamburg bauen möchte, gefördert werden.