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INTERVIEW"Die SPD-Frauen sind gefordert"

■ SPD-Vorstandsfrau Heidemarie Wieczorek-Zeul zur Krise in der SPD und dem Posten des ParteivorsitzendenINTERVIEW

taz: Was ist los mit der Traditionspartei SPD? Der Posten des Bundesvorsitzenden ist vakant — und keiner will den Job haben. Und Enkel Oskar hat sich aus dem Staub gemacht...

Heidemarie Wieczorek-Zeul: Oskar hat sich nicht aus dem Staub gemacht, sondern bleibt der SPD als stellvertretender Parteivorsitzender erhalten. Und er bleibt mit seinen politischen Positionen der Garant dafür, daß das SPD-Programm für das er steht, auch verwirklicht wird. Im übrigen wird es, wie ich hoffe, in einem sehr kurzen Entscheidungsprozeß einen Vorschlag für einen neuen Parteivorsitzenden — oder für eine neue Parteivorsitzende — geben. Und der Personalvorschlag muß anschließen an die Hoffnungen, die sich vor allem bei den Jugendlichen mit den politischen Positionen Oskar Lafontains verbunden haben.

Hat sich sich denn ein Kandidat oder eine Kandidatin gemeldet? Wer soll die Nachfolge Vogels antreten?

Es muß jetzt in kürzester Frist einen Personenvorschlag für die Nachfolge geben, alleine schon deshalb, weil die hessischen SPD-Mitglieder und die Freunde der SPD im Moment gerade dabei sind, die Scharte von den Bundestagswahlen bei den hessischen Landtagswahlen am 20. Januar 1991 wieder auszuwetzen. Was die Hessen da am wenigsten gebrauchen können, sind wochenlange Personalspekulationen. Was sie aber gebrauchen können, ist ein Personalvorschlag, der mobilisiert, der Hoffnungen erweckt und Hilfestellung im hessischen SPD-Wahlkampf verspricht. Wenn diese Personenentscheidung nicht schnell getroffen wird, werden die hessischen SPD-Mitglieder sehr an der Weisheit ihrer Oberen in Bonn zweifeln — und das dann zu Recht.

Die sozialdemokratischen Männer schrecken vor dem Parteivorsitz zurück. Schlägt jetzt die Stunde der Frauen? Selbst die SPD-Parteiheroen reden plötzlich von den Frauen...

Du meinst, daß jetzt die Heroinen gefordert sind?

Genau! Frauen an die Macht — oder?

(lacht) Also, wir sind im SPD-Präsidium so verblieben, daß wir die Spekulationen nicht anheizen, aber logischerweise: wenn's um die Frage der Hoffnung und der Motivation geht, sind Frauen gefordert.

Im besonderen auch Heidemarie Wieczorek- Zeul?

Das ergibt sich von selbst, daß ich den Personalspekulationen keine neue hinzufügen werde. Das SPD-Präsidium muß sich umgehend — am besten morgen — in Klausur begeben, und solange zusammenbleiben, bis der Personalvorschlag geboren ist.

Also wie bei der Papstwahl, bis der weiße Rauch aus der Baracke aufsteigt.

Um Gottes Willen. Bei meinem Verständnis von innerparteilicher Demokratie würde ich den — oder die — Parteivorsitzende nur ungern mit dem Papst vergleichen.

Interview: Klaus-Peter Klingelschmitt

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