Blues & Boogie Night

Luther Allison (Foto: Norbert Hess)

Blues & Boogie Night

»Ich versuche, direkt mit dem Publikum zu kommunizieren«, erzählte Luther Allison in einem Interview mit der zeitschrift »Blues Forum«. »Zuerst will ich mal, daß die Leute mich anschauen, dann sollen sie zuhören. Wenn sie nämlich nur zuhören und nicht beachten, wie ich spiele, um zu fühlen, was ich fühle, bekommen sie doch nichts mit. Nehmen wir zum Beispiel meinen Titel »Time«. Anfangs hörte ich 'ne Menge Leute sagen, das sei Disco. Dann sahen sie mir zu, wie ich die Gitarre spiele, hörten auch auf den Text, und da merkte ich, wie sie es kapierten.«

Sein mal aggressives, mal melodisches Gitarrenspiel, immer öfter mit Elementen aus der Rockmusik durchsetzt, wurde den Puristen, für die eine authentischer Bluesmusiker möglichst originalgetreu Muddy Waters kopieren mußte, bald zum Verrat am Blues. Andersherum wurde Allison jedes jahr zum renommierten Ann Arbor Blues Festival eingeladen, eben weil er die festgefahrenen Bluesstrukturen aufbrach, sogar eine eigene Version von Jimi Hendrix' Anti-Nationalhymne »Star Spangled Banner« brachte: »Der krieg ist immer noch im Gange — gegen die Schwarzen. Es gibt Gegenden in den USA, wo selbst ich als Schwarzer nicht hingehen kann. Ich habe ähnliche Gründe wie Hendrix, dieses Stück zu spielen.«

Bei der langen Blues & Boogie Night mischen eine Neuauflage der Pretty Things um die Gründungsmitglieder Phil May und Dick Taylor, der fast ein Rolling Stone geworden wäre, mit. Angeblich spielen sie wieder mehr Rhythm & Blues-artiges Material mit dem Beat von Jimmy reed und Bo Diddley wie in ihrer Anfangszeit Mitte der 60er Jahre.

Stan Webb ist Experte im Auflösen und Wiedergründen der Gruppe Chicken Shack, die seit Mitte der 60er zu den wichtigsten britischen Blues-Revival-Bands zählt. Jetzt hat der Gitarrist, dessen Lieblingsmusiker unüberhörbar B.B.King ist, seine Gitarre zum soundsovielsten Mal ausgepackt, um zu zeigen, daß er zu den Musterschülern der alten schwarzen Meister gehört.

Das Vorprogramm bestreitet die Blues Company aus osnabrück. Über die akademisch-steifen Titelansagen des jugoslawischen Frontmannes Todor Todorovic sagte der RIAS-Moderator und Rock'n‘Roll-Fachmann Götz Alsmann kürzlich treffend: »Er ist der Helmut Kohl des Blues«. Und so spielen die Jungs auch. Wer also eine Stunde zu spät kommt, wird nichts versäumen. (ab 20 Uhr im Quartier) Norbert Hess