SPD: Die Königsmörder kommen

■ In der SPD werden die Messer gegen Walter Momper gewetzt/ Nach der Wahlniederlage soll er bestenfalls noch Landesvorsitzender bleiben

Berlin. Nachdem ihn die Wähler mit Schimpf und Schande aus dem Bürgermeisteramt gejagt haben, muß Walter Momper nun auch um seine Macht in der SPD fürchten. Nicht nur die Rechten, sondern auch die Linken innerhalb der Partei plädieren dafür, Momper nur noch das Amt des Landesvorsitzenden zu überlassen, ihm aber weder ein Senatorenamt zuzugestehen noch den Posten des Fraktionschefs. Die Messer werden gewetzt: Gestern trafen sich verschiedene innerparteiliche Zirkel, um sich auf den heute tagenden Landesausschuß und den Landesparteitag am Samstag vorzubereiten.

Er könne sich Momper weder als Senator noch als Fraktionschef »vorstellen«, sagte gestern der Spandauer SPD-Chef Wolfgang Behrendt, einer der linken Wortführer und umweltpolitischer Sprecher der SPD- Fraktion, gegenüber taz. Genauso äußerten sich der Zehlendorfer SPD- Chef Nikolaus Sander und der Schöneberger Abgeordnete und baupolitische Sprecher Otto Edel. Durch seine Politik, die rot-grüne Politik immer »hart an der Kante zu fahren«, habe der Regierende Bürgermeister die jetzigen »Schwierigkeiten« mitverursacht, formulierte Sander seine Begründung. Harte Worte fand der Zehlendorfer SPD-Chef auch für Senatssprecher Werner Kolhoff. Mit diesem »politischen Laien« habe sich Momper »einen falschen Berater zugelegt«, schimpfte Sander. Behrendt verband seine Absage an einen »Fraktionschef Momper« auch mit Kritik an dessen Verhalten gegenüber der SPD-Fraktion. Als Regierender Bürgermeister und früher als Fraktionschef sei er »sehr autoritär« mit den SPD-Parlamentariern umgegangen, klagte Behrendt.

Auch unter den Parteirechten wird kräftig gegen den Regierenden Bürgermeister mobilisiert — freilich unter entgegengesetzten Vorzeichen. Mompers Name sei »sehr stark verbunden mit dem Scheitern der rot- grünen Koalition«, sagte der Steglitzer Kreisvorsitzende Ernst Luuk gestern. Er »erwarte« deshalb, daß Momper auf Senatorenamt und Fraktionsvorsitz verzichte. Der »gemäßigte Flügel« der SPD sei »mehrheitlich« dieser Auffassung, erklärte Luuk. Die SPD brauche nun einen »neuen Hoffnungsträger«. Luuk nannte den Namen des derzeitigen Fraktionschefs Ditmar Staffelt.

In Staffelts Umgebung registriert man aufmerksam, daß sich die Stimmen gegen Momper »von Tag zu Tag« mehren. Der Fraktionschef dränge sich aber nicht nach einem Aufstieg in den Senat, heißt es. Staffelts Mitarbeiter streichen die Vorzüge ihres Chefs dennoch jetzt schon breit heraus. Er sei ein »sehr bürgernaher Politiker« und habe einen »relativ hohen Bekanntheitsgrad«. Und während Momper seit jeher berüchtigt für seine einsamen Entscheidungen war, gilt Staffelt als »Teamer«.

In den Plänen der Staffelt-Freunde darf Momper auch den Landesvorsitz nur noch »mittelfristig« behalten — es wäre das Ende seiner politischen Karrierre. Solche Rigorosität hält Kreuzbergs SPD-Chef Peter Strieder für ein »falsches Signal«. Momper sei immer noch ein Linker. Ein Amt müsse er bekommen, entweder als Senator oder als Fraktionschef oder als Landesvorsitzender.

Eigentlich hatte sich Walter Momper einen pfleglicheren Umgang mit seiner Person und Position gewünscht. Noch am Montag dieser Woche mahnte er, die Partei brauche nun »Stabilität«. Die jedoch wird sie wohl nur, mutmaßen eine Reihe prominenter Sozialdemokraten, ohne Walter Momper bekommen. hmt