PolitikverkäuferInnen unter der Lupe

■ Bremens Pressesprecher, aufgereiht nach Noten / Durchschnittsnote 2,857

Sie tragen so einiges, beispielsweise Geheimnisse, Verantwortung und, wenn es sein muß, auch mal die Aktenkoffer ihrer ChefInnen. Wenn sie gefragt werden, sollen sie immer alles wissen, dürfen aber oft nichts sagen. Sie müssen die Person ihrer Senatoren in möglichst hellem Licht erstrahlen lassen und schlagen dabei manches Mal die Hände über dem Kopf zusammen. Die Rede ist von den PressesprecherInnen, die in unmittelbarer Nähe ihrer Senatoren in den Amtsstuben hocken, darauf warten, daß mal wieder das Telefon klingelt und doch mitunter schier unerreichbar sind.

Was ist das eigentlich, so ein Pressesprecher? Ein Journalist, ein Politiker oder ein Verwaltungsbeamter? „Alles zusammen, mit täglich wechselnder Arbeitszeit,“ sagt Klaus Sondergeld, als Chef der Senatspressestelle oberster aller Bremer Polit- Sprecher, der von unserem Telefon beim „Aktendeckel lüften“ gestört wird. Ein guter Pressesprecher soll für Journalisten Serviceleistungen erbringen, die Politik geschickt darstellen, den Kontakt pflegen, aber nicht bestechen. Und wie hält er es im Zweifelsfall mit der reinen Wahrheit? „Er entscheidet sich gegen die Lüge“, sagt Sondergeld. Aha.

Wir haben die Qualitätsmaßstäbe von Klaus Sondergeld auf das zwölfköpfige Sprecherteam angewendet und sind zu folgender Beurteilung gekommen.

1. Rainer Sondergeld: Der Neuzugang ist eindeutig eine Verstärkung. Gut im Direktpaßspiel und in der Defensive. Bekommt jedoch eindeutig zu wenig Pässe, als daß er auch in der Offensive beeindrucken könnte. Trotzdem: gut.

2. Werner Alfke (BiWiKu): Gutes Stellungsspiel, schlitzohrig in der Verteidigung, bisweilen leichtsinnig im Abspiel: Noch gut.

3. Jürgen Hartwig (Justiz): Deckungstreu, wenig eigene Impulse, befriedigend

4. Rainer Imholze (Bau): Auf undankbarem Posten neu in die Mannschaft geholt. Bislang noch unauffällig, ohne Wertung

5. Lutz Ritzel (Umwelt): Bemüht, aber wenig ballgewandt. Verzettelt sich zu häufig in der AktionNoch ausreichend.

6. Helga Loest (Gesundheit): Excellent im Stellungsspiel, schlägt kluge Pässe, hervorragend im Abschluß. Sehr gut.

7. Edgar Denkmann (Finanzen): Bewegt sich zu wenig, häufig mit Fehlpässen, fällt bisweilen durch unsportliches Verhalten auf.gelbe Karte

8. Hermann Kleen (Inneres): Ist auf undankbarer Position bislang nicht unangenehm aufgefallen. Solide, gute Rückpässe.gut

9. Uwe Will (Häfen): Kommt bisweilen aus der Tiefe des Raumes, braucht aber zu viele Erholungspausen.noch befriedigend

10. Rüdiger Staats (Wirtschaft): Nach anfänglichen Revanchefouls inzwischen mit größerer Souveränität, neigt zu überflüssigen Dribblings. noch befriedigend

11. Jörg Henschen (Arbeit): neu, ohne Wertung

12. Andrea Frenzel-Heiduk: Bemüht, aber noch zu neu, um besonders auffallen zu können.ohne Wertung

Rosi Roland