Kunst gegen den Tod

■ HIV-Positive stellen aus

“Aufbäumen gegen irgendetwas — ich weiß es nicht mehr“, sagt das düstere Bild einer Frau, deren Sohn HIV-positiv ist. Eine andere: „Dann prallt wie aus heiterem Himmel dieses orange Feuer ins Bild auf meine Höhle.“ Aqualrelle von HIV-Positiven und Müttern sind zur Zeit im Treppenhaus der Aids-Beratungsstelle im Hauptgesundheitamt (Toreinfahrt Humboldtstraße) zu sehen. Die aufgewühlten Naß-in-Naß-Aqurelle haben jeweils einen kurzen Begleittext, der während der Malerei entstanden ist. In der Verdoppelung des Ausdrucks von Schmerz, Wut und Trauer liegt ihre Kraft. Neben den abstrakten Gefühlsprodukten der zerfließenden Farbe gibt es auch konkrete An

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das kleine Foto

spielungen auf die Realität von Angst und Isolierung: „Abends vor dem Fernseher: Der Kuß blieb aus“, steht unter einem bedrohlich-lila-verwaschenen Bild, auf dem zwei die Arme nacheinander ausstrecken und sich an Lust und Umarmung nur noch erinnern. „Zerplatzte Illusion“ heißt eine Collage aus Luftballons, Flitter und Farbe auf Wellpappe.

Seit drei Monaten arbeitet der Kunsttherapeut Robert Leiderer zusammen mit zwei ehrenamtlichen KunsttherapeutInnen beim DRK mit HIV-Positiven und mit-betroffenen Müttern. Leiderer: „Malen bringt etwas in Gang.

Jeder bringt Gefühle mit, die während des Malens bewußt werden oder sich verändern.“ Die Naß-in-Naß-Malerei eignet sich dafür besonders gut, denn hier fließen die Farben genau so unkalkulierbar wie die Gefühle. Die Malerei entlastet und läßt auch Freude und Hoffnung wieder keimen. Denn, so Hubertus von Schwarzkopf, Arzt in der Aids-Beratungsstelle des Hauptgesundheitsamtes: „Es gibt viel Trauer und Leid, aber auch zu gestaltendes Leben.“

Beate Ramm

Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Januar zu sehen. Gruppen bitte voranmelden, Telefon 497-5121. Mo-Do 9-12Uhr, Di 16-19 Uhr