Eine Reise am Ring entlang

■ Von Pankow bis Babelsberg: Abfahrten vom Berliner Ring — Teil II

Berliner Ring. Die Westberliner entdecken das Umland — selbstredend meist mit dem Viertakter. Dabei fällt ihnen auf, daß der 226 Kilometer lange Berliner Ring — früher Beginn oder Ende der Reise durch die »Zone« — Abfahrten ins Neuland abzweigt. Hier nun Teil II der Ring-Umschau: Vom Abzweig Pankow, wo der Autobahnring einige Kilometer lang Stadtgebiet durchquert, ist es nicht weit nach Wandlitz, jenem im Wald versteckten Promi-Ghetto des Politbüros. Heute entsteht dort eine Rehabilitationsklinik. Nicht weit von der Abfahrt Prenzlau im Norden liegt Bernau mit der beeindruckenden mittelalterlichen Stadtmauer in desolaten Zustand, an der 1432 der legendäre Hussitenansturm zurückgeschlagen wurde. Nahe der östlichen Ausbuchtung des Rings liegen Erkner und Grünheide, früher Wohnorte von Gerhart Hauptmann — dessen Haus man bis heute pflegt — und des Bürgerrechtlers Robert Havemann. Unweit des Abzweigs Königs Wusterhausen liegt der kleine Ort Zeesen, wo Gustav Gründgens 1935 das Herrenhaus des ehemaligen Gutes kaufte und dort zehn Jahre lang mit seiner Frau Marianne Hoppe residierte. Südlich von Berlin passiert der Ring Rahnsdorf. Auf dem dortigen Luftwaffenstützpunkt landete am 20. Juli 1944 Claus Graf Schenk von Stauffenberg nach dem Attentat auf Hitler. Zwischen den Abfahrten Teltow/Ludwigsfelde und Berlin liegt Großbeeren, der Ort des preußisch-russischen Sieges über die Franzosen am 23.August 1813. Vom Potsdamer Abzweig geht es zu den Ausflugszielen am Caputher und Templiner See und zu den Hohenzollern- Schlössern Sanssouci und Babelsberg und in die ehemalige Gartenlandschaft Potsdam-Glienicke-Babelsberg, die 1991 von der UNESCO voraussichtlich zum international geschützten Kulturdenkmal erklärt wird. Nicht zuletzt gelangt man zu dem riesigen Studiogelände der einstigen Ufa-Stadt in Babelsberg, die 1945 von der DEFA übernommen wurde. Dort entstanden Filme wie Metropolis, Dr. Mabuse, Münchhausen, aber auch Hitlerjunge Quex, und nach dem Krieg Der Untertan und Spur der Steine. Wilfried Mommert/taz