Jango hat Freifahrschein

■ Jango Edwards, kultischer Clown-Freak, war am Wochenende im Schlachthof

Vierzig Jahre alt ist er nun schon, und er ist immer noch der Berufs- Freak. Jango Edwards, der Amerikaner mit Wohnsitz in den Niederlanden, war mal wieder in Bremen. Schöner ist er nicht geworden, aber fülliger, und das ist bei Mister Edwards eine nicht unwesentliche Tatsache.

Natürlich stand er auch diesmal wieder nahezu nackt auf der Bühne der Kesselhalle, das Genital, Bobo genannt, wie immer zwischen die Beine geklemmt. Als indischer Guru kam er uns diesmal in seiner Paradenummer. „Don't laugh, please don't laugh“, forderte er das Publikum auf. Daß ihm außer dem Rezensenten kaum jemand den Gefallen tat, spricht für Jangos Beliebtheit. Ein Indiz für brillante Ideen ist es nicht.

Er ist ein komödiantischer Pantomime: kein begnadeter, aber einer, der auf banale Situationen eben sein Quentchen Frechheit draufsetzt. Hemmungslos popelt er, snifft an seinen Schuhen, bis er Sterne sieht oder steckt sich das Mikrophon in den Hintern. Das ist immer gut für einen Brüller, so kennen wir ihn.

Er spielt seine Typen immer noch mit bemerkenswerter Ekligkeit. Ob er sich als Six-Pack-Junkie ein Bier nach dem anderen ins Gesicht schüttet oder als Hypnotiseur das eigene Herz dem Körper entreißt — Jango übertreibt maßlos. Er hat seinem Publikum auf's Maul geschaut, oder besser: auf den Bobo. Ständig prahlt er mit seinem Riesen-Schwengel, schwenkt ihn weit ausholend um die Hüften und wippt mit dem Hintern. Aber das macht er auch schon seit Jahren.

Diesmal begleitete ihn eine vierköpfige Rockband, deren undankbare Aufgabe es war, die unvermeidlichen Umkleidepausen musikalisch zu überbrücken. Das machten sie routiniert und souverän, aber die Fugen zwischen den einzelnen Nummern konnten sie nicht kitten. Dazu fehlte der Show die klare Linie.

Jango ist sich selbst genug — hier ein Furz, da ein Popel, fertig ist eine neue Lachnummer. Wenn sich der Clown mit der Hakennase ein ums andere Mal den Staub aus den Kleidern schlägt, dann ist es der von vor Jahren. Das Geschäft des Herrn Edwards ist es, mit Rüpeleien Geld zu machen. Dazu paßt die Politik der veranstaltenden Agentur, mehr Karten als Sitzplätze auszugeben — ebenso das brutale Zusammenschlagen eines betrunkenen Zuschauers durch einen Rambo-Ordner. Clown-Abende sind halt schon längst nicht mehr nur lustig. Jürgen Francke