Diät trotz Unterernährung

■ Hertha vergab beim 0:0 gegen Uerdingen die Chance, die Laterne des Tabellenschlußlichts abzugeben und ein kleines Punktepolster zu erspielen

Charlottenburg. Es ist nur noch schwer zu ertragen. Zum vierten Mal spielte Hertha BSC zu Hause 0:0, diesmal gegen einen Mitstreiter im Abstiegskampf, gegen Bayer Uerdingen. Wieder sahen fast 15.000 BesucherInnen ein Fußballspiel der eher bescheidenen Qualität.

Für Abwechslung sorgte nur die Hertha-Personalpolitik, denn es gab den fünften neuen Spieler zu betrachten. Die lange Verletzungspause von Regisseur Patzke und die damit einhergehende Unfähigkeit der Mannschaft zu konstruktivem Spiel führte zur Verpflichtung eines Menschen namens Dragutin Celic.

Der Kapitän von Hajduk Split war, was man einen einen Mittelfeldmotor nennt. Der eine halbe Million Mark teure Dragutin meint selbst: »Ich kann eine Mannschaft organisieren und auch selbst Tore schießen.« Das hörte sich prima an. Aber, wie gemein, der Gutste wurde vom Trainer in seinem ersten Spiel zur Abwehrarbeit verdonnert.

Auch bei den Krefelder Gästen ist der Trainer gewechselt worden. Engagiert wurde Timo Konietzka, nur bekannt als Schütze des ersten Bundesligatores, ansonsten berüchtigt als rabiater Trainer: »Fußball ist wie Leben und Sterben.«

Seine Autorität schien jedoch die Uerdinger Spieler kaum zu beeindrucken. Zielstrebig spielten die Verteidiger den Ball vor dem eigenen Tor hin und her, und gab es tatsächlich Pässe ins Mittelfeld, wurden sie sofort zurück oder zur Abwechslung zu Torhüter Dreher gespielt.

Die Herthaner sahen sich das interessiert an, darauf bedacht, in diesem Duell des Drittletzten gegen den Letzten bloß nichts anbrennen zu lassen. Kamen sie selbst einmal in Besitz des Balles, taten sie es ihren Gästen gleich, wurden allerdings auch sehr früh gestört.

Torchancen für die Hertha gab es fast. Holzer zeigte ansteigende Form und verdaddelte nur acht gute Möglichkeiten. Gries und Klaus schossen nur wenige Meter daneben, einen Freistoß von Görtz mußte Torhüter Dreher sogar fausten. Hertha konnte nichts mit dem angeblichen Heimvorteil anfangen. Zwar gab es schon fünfmal kein Gegentor im Olympiastadion, aber auch erst drei eigene Treffer in acht Spielen.

Gegen Bayer Uerdingen hätte es schon deshalb klappen müssen, weil die langen, klobigen Abwehrspieler der Gäste auf dem gefrorenen und rutschigen Boden sichtbare Schwierigkeiten beim Laufen hatten. So legte Funkel bei einem Flankenversuch einen erstklassigen Salto ohne Ballberührung hin. Vorteile hätten kleine Spieler wie Dragutin Celic gehabt, aber der durfte ja nicht. Nur dreimal flitze er gewandt nach vorne, spielte gefährliche Pässe oder trickste seine Gegenspieler aus.

Jetzt sind erst einmal drei Monate Pause bis zum nächsten Heimspiel der Herthaner. Dann folgt das nächste Abstiegsduell gegen den VfB Stuttgart. Und dann sind mit Grieser, Rahn und Kruse wieder die Spieler dabei, die bisher als einzige im Olympiastadion trafen. Bis dahin: Üben, üben, üben. Schmiernik

Hertha BSC: Junghans — Halvorsen — Jakobs, Scheinhardt — Görtz, Gries, Celic, Mischke, Holzer — Unglaube, Klaus

Bayer Uerdingen: Dreher — Rolff — Kleppinger, Funkel — Chmielewski, Fach, Kempkens (80. Passlack), Zietsch, Steffen — Bartram, Witeczek