AUSDENUSA

MUSICANDPOETRY  ■  COPERNIKUS

Oh God!!! Da ist er schon wieder, der Säurespucker und Geschichtenerzähler, vor dem selbst die räudigste Töle aus Downtown NYC winselnd davonläuft. Neben ihm kann Tom Waits in den Thomanerchor abtreten, Cpt. Beefheart ist der nette Chansonier, Jim Morrison flüstert Kinderreime. Diese Vergleiche entspringen allerdings eher den Selbstüberschätzungsphantasien von Freizeit-Exzentriker Joseph Smalkowski, der hauptamtlich Häusermakler ist.

Unter Verweis auf den mittelalterlichen Rebell will Smalkowski alias Copernikus das Universum neu ordnen und stellt sich dazu selbst erstmal in die Rotationsachse aller weiteren Zusammenhänge. Um diesen Größenwahn faßbarer zu machen, sei angemerkt, daß Copernikus im problematischen Alter von Anfang 50 ist, dazu ausreichend Geld besitzt, um sich Extravaganzen leisten zu können, die ausgerechnet vor einer Beatnik-Kulisse stattfinden müssen. Und so bellt der weißhaarige Zottelkopfpoet »fuck you yellowred bastards I'll break your legs!« seine Lebensphilosophien zum Free-Style-Rausch seiner Mietkapelle daher. Mit der Drohgebärde einer angerosteten Atombombe teilt der alte Herr einen Rundumschlag aus, der ihm wenigstens in diesen Abendstunden die Unsterblichkeit sichern möge. »The U.S. does not exist« — seinem Land spricht er das ab, was er sich selbst mit Schaufelbaggerhänden zuteilt: Daseinsberechtigung und öffentliche Aufmerksamkeit. Micha Möller

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