Ein Auto gewann die Öko-Rallye

■ Werbegag von DT 64 brachte es an den Tag: Öffentliche Verkehrsmittel sind am langsamsten

Berlin. Eine Rallye ganz eigener Art veranstaltete gestern der Ostberliner Radiosender DT 64: die Öko-Rallye. Es traten gegeneinander an: Der Aktionskünstler Ben Wargin (öffentliche Verkehrsmittel), DT-64-Mitarbeiter Peer Hauschild (Dienstfahrrad) sowie der Wirt Costas Sarikakis aus der Lindenstraße, München, und der Grolmannstraße, Berlin (»Terzo Mondo«). Er fuhr mit dem eigenen Citroen. Vor dem Start führte die Westberliner Projektgruppe »Energie-Biß« ihr selbstkonstruiertes Solarmobil vor. Doch nicht der fehlende Sonnenschein hatte Schuld daran, daß die Vorführung nur symbolisch vorgenommen werden konnte: Ein Kabeldefekt nahm dem Sonnenauto den letzten Rest von Mobilität.

Gegen 16.15 Uhr war es dann soweit: Während Wirt Costas zu seinem Auto sprintete, machte sich Ben Wargin auf ins Gedränge des öffentlichen Berufsverkehrs. Am ungünstigsten schien es Peer Hauschild erwischt zu haben: Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und anhaltenden Nieselregen hatte er das zweifelhafte Vergnügen, sein Mehrgangfahrrad durch die abgasproduzierenden Staus der Innenstadt zu bugsieren. Waren die Chancen am Startpunkt in der Masurenallee noch ziemlich offen (lediglich Ben Wargin wurde ob der schnellen Zuverlässigkeit von Bus und Bahn etwas höher gehandelt), so war die Ankunft im Funkhaus Nalepastraße, Sitz von DT 64, eine Überraschung. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Radfahrer Peer Hauschild entschied Fernsehwirt Costas mit einer Minute Vorsprung die Rallye für sich. Vom Pech verfolgt war dagegen Baumpflanzer Ben Wargin. Ging es auf Westberliner Gebiet trotz permanenter Überfüllung von Bus und Bahn noch recht zügig voran, so wurde er im Osten Opfer der Straßenbahn. Nachdem bereits eine Bahn ausgefallen war, wurde das Gefährt, das endlich die Haltestelle erreichte, vom Geschick alles Irdischen ereilt. Mit lautem Knall machte sich ein Kurzschluß in der Heizung des Schienengefährtes bemerkbar und legte Bahn und Strecke für eine ganze Zeit lahm. Erst mit großem Abstand zu seinen Konkurrenten erreichte Ben Wargin das Ziel.

Im Studio erwarteten die Giganten der Stadtstraßen nicht nur die ungeduldigen DT-64-Reporter sondern auch »Ede, der Prickler«. Ede, der eigentlich Gerhard heißt und Student ist, gilt als der Erfinder des Trabi- Sekts. Diese Kreation soll — nach Auskunft von überlebenden Probanden — vor allem ob seines trockenen Aromas eine Delikatesse sein. Der einzige Fachmann unter den dreien, Rallye-Sieger Costas, konnte oder wollte dieses Urteil nicht bestätigen. Unter dem Vorwand, sofort zum Flughafen zu müssen, verweigerte er den Genuß. Die beiden anderen Teilnehmer jedoch überstanden auch diesen Härtetest. Olaf Kampmann