„Der Widerstand soll weiß bleiben“

■ Feisal Husseini, Intifadaführer aus Ost-Jerusalem, setzt zäh auf eine Erhebung ohne Blut PORTRÄT

Die Ostjerusalemer Palästinenserführer sind natürlich keineswegs identisch mit den anonymen Kommandanten der Widerstandsbewegung, die als „Nationale Führung der Intifada“ die Monatsflugblätter mit Anweisungen für den weiteren Kampf der palästinensischen Bevölkerung verfassen. Prominentester der nicht „untergetauchten“ Widerstandsführer gegen die Besatzungsmacht Israel ist der fünfzigjährige Feisal Husseini.

Als die Intifada im Dezember 1987 ausbrach, befand sich Feisal Husseini in israelischer Haft. Eigentlich begann seine politische Karriere 1982 mit einem Hausarrest, unter den er gestellt wurde, weil er einen Nahrungsmitteltransport für im Proteststreik befindliche Drusen im von Israel annektierten Golan organisiert hatte.

Feisal Husseini setzt auf friedliche Konfliktlösungen. Gewaltanwendung findet er nur dann gerechtfertigt, wenn alle Wege des politischen Protests verschlossen sind. Es ist weitgehend seinem Einfluß zuzuschreiben, daß während der drei Jahre Intifada so gut wie niemand unter den beteiligten Palästinensern Gebrauch von der Schußwaffe gemacht hat und die Intifada, wie Husseini sagt, „weiß geblieben ist“.

Unverzichtbar für den Widerstandsführer ist die gesellschaftliche Emanzipation der Palästinenser auf der Basis nationaler Souveränität und ökonomischer Unabhängigkeit.

Beides stößt jedoch auf den starken Widerwillen Israels. Die israelischen Behörden setzen alles daran, um die Abhängigkeit der Palästinenser von den israelischen Institutionen zu vergrößern, und den Aufbau einer eigenen wirtschaftlichen Infrastruktur in den besetzten Gebieten zu verhindern. Oftmals brachten die Besatzungsbehörden Husseini hinter Gitter ohne ihn vor ein Gericht zu stellen und abzuurteilen. Von Zeit zu Zeit war es ihm verboten, die besetzten Gebiete zu betreten. Sein Amt als Vorsitzender der „Arabischen Forschungsgesellschaft“ kann er praktisch nicht ausüben, weil die Behörden immer wieder die Schließung seines Jerusalemer Büros samt der umfangreichen Archive verfügen.

Unter anderem verdankt Husseini sein Ansehen unter dem palästinensischen Volk seiner Herkunft als Sohn des Offiziers Abdel kader el-Husseini, der 1948 in der Schlacht um Jerusalem von jüdischen Soldaten erschossen wurde. Feisal Husseinis Onkel war der Jerusalemer Großmufti Hadj Amin el-Husseini, Führer der palästinensischen Araber zur Zeit des britischen Mandats. Der Mufti galt seinerzeit als berüchtigt wegen seiner engen Zusammenarbeit mit dem Führern des Dritten Reichs, von denen er die Befreiung Palästinas von den Briten und Juden erhoffte.

Feisal Husseini ist ein entfernter Verwandter des PLO-Führers Arafat, auf dessen Befehl er am Ende des Sechstagekrieges 1967, Fattah-Zellen am besetzten Westjordanufer organisieren half. Bereits damals hat er erste Bekanntschaft mit israelischen Gefängnissen gemacht.

Nach seiner letzten Entlassung aus dem Gefängnis am 25. Oktober 1990, sagte Feisal Husseini im Zusammenhang mit dem Herbstmassaker bei den großen Moscheen in Jerusalem: „Da wir uns jetzt dem 21. Jahrhundert nähern, will ich hoffen, daß wir in den Kategorien von Gleichheit für alle Völker denken können, und daß wir die großen Träume begraben werden, um mit den einfachen Tatsachen umzugehen. Wir brauchen ein eigenes Land für uns, aber wir betrachten es als künftigen Bestandteil regionaler Zusammenarbeit, die auf gegenseitigem Respekt beruht und nicht auf den Trommeln des Krieges und des Hasses.“ Amos Wollin