VW steigt bei Skoda ein
: Osteuropas Autobauer unter die Räder

■ Volkswagen hat sich beim tschechischen Automobilhersteller Skoda eingekauft. Der Wolfsburger Konzern hatte zuletzt die besseren „Argumente“: Fünf Mrd. Mark Direktinvestitionen, ihre Marktposition und die Zusage, daß es keine Entlassungen geben werde.

Das monatelange Tauziehen um den Automobilhersteller Skoda ist zu Ende. Die tschechische Regierung entschied sich anläßlich einer außerordentlichen Sitzung am vergangenen Wochenende für den Verkauf an den deutschen Volkswagenkonzern. Der französisch- schwedische Konkurrent Renault- Volvo hatte damit das Nachsehen. Ausschlaggebender Grund für diese Wahl war nach den Worten von Ministerpräsident Petr Pithart das finanzielle Angebot. Obwohl Renault noch Anfang Dezember sein Investitionsvorhaben von 8 auf 13,5 Milliarden Francs erhöht — und als Zugabe französische Nukleartechnologie offeriert — hatte, blieb das französische Unternehmen weiterhin unter dem deutschen Angebot. Das beläuft sich auf fünf Milliarden DM und eine Verdoppelung der derzeitigen Jahresproduktion von 180.000 Wagen innerhalb von vier Jahren. Bis 1997 sollen jährlich 400.000 Autos gebaut werden. Die beiden Beteiligten wollen insgesamt 9,5 Mrd. DM investieren. Nach der Bildung einer Skoda-Aktiengesellschaft soll VW anfänglich 31 Prozent und bis 1995 70 Prozent der Anteilsscheine übernehmen. Die tschechische Regierung entsprach mit ihrer Entscheidung aber auch dem Willen der Skoda-Belegschaft. Aufgrund der besseren sozialen Leistungen hatte sich diese bereits vor Wochen für VW ausgesprochen. Gleichzeitig war für den Fall einer Beteiligung von Renault-Volvo mit Streik gedroht worden. Die Gewerkschaft hatte befürchtet, daß sich die Regierung nach dem Besuch des französischen Wirtschaftsministers Fauroux in Prag bei ihrer Wahl nicht von ökonomischen, sondern politischen Gesichtspunkten würde leiten lassen. Fauroux hatte — ebenso wie Gerüchten zufolge auch Francois Mitterrand — seinen tschechoslowakischen Gesprächspartnern deutlich gemacht, daß Frankreich die Entscheidung über eine Zusammenarbeit als Test ansehe. Man verfolge genau, ob die CSFR sich „einseitig am großen deutschen Nachbarn orientiere“, oder auch Interesse an „starken“ Handelspartnern in anderen westeuropäischen Ländern habe.

In der öffentlichen Diskussion des Landes war dagegen wiederholt darauf hingewiesen worden, daß das französische Staatsunternehmen jahrelang subventioniert werden mußte. Demgegenüber sei mit der Beteiligung von Volkswagen bei Seat dessen Anteil am spanischen Markt von 1 auf 10 Prozent gewachsen, in Deutschland verkaufe Seat heute fünfmal mehr als noch vor fünf Jahren. So hofft nun auch Skoda, mit seinem neuesten Modell auf dem deutschen und westeuropäischen Markt konkurrenzfähig zu werden. Auf der anderen Seite eröffnet die Beteiligung an VW, dem traditionsreichsten und größten Automobilhersteller Mittelosteuropas, den Zugang zu Ländern, deren Bedarf bis zum Jahre 2000 auf 5,5 Millionen Wagen pro Jahr geschätzt wird. Sabine Herre, Prag