Erster Schnee: Chaos gab es nur auf dem Flughafen

■ Auf Straßen und Schienen verlief erster Schneetag relativ glimpflich/ Allerdings entgleisten drei Straßenbahnen/ Flugzeuge bis zu drei Stunden zu spät

Berlin. Kein Niederschlag durch Niederschlag: Den ersten Schneefall dieses Jahres hat die Hauptstadt relativ glimpflich überstanden. Nur am Flughafen Tegel kam es dank zwölf Zentimeter feuchten Neuschnees zu den üblichen provinziellen Zuständen. Auf Schienen und Straßen entstand nur ein mittleres Chaos. Gut, daß es hierzulande keine Blizzards gibt, und ein Glück, daß die Temperaturen nicht weit unter den Gefrierpunkt fielen und alles schnell zu grauem Matsch wurde.

Im Ostteil der Stadt entgleisten wegen des Schnees gleich drei Straßenbahnen. Zwei davon, in den Bezirken Mitte und Friedrichshain, waren vollbesetzt — Menschen kamen aber nicht zu Schaden. Ein unbesetzte Straßenbahn sprang in Lichtenberg aus den Schienen. Das ohne Passagiere sehr leichte Fahrzeug wurde vom Schneematsch regelrecht angehoben. In Köpenick wurde eine Straßenbahn von mehreren Autos gerammt, hier gab es zwei Verletzte.

Auf dem Flughafen Tegel kam es wegen des Wintereinbruchs zu Verspätungen von bis zu vier Stunden. Zur Mittagszeit verzögerten sich die Abflugszeiten nach Informationen der Verkehrsleitung der Berliner Flughafengesellschaft um etwa eine Stunde. Die Räumung beider Start- und Landebahnen vom Schnee verlief zwar reibungslos, doch beim Enteisen der Flugzeuge entstanden erhebliche Verzögerungen. So fiel etwa bei der Lufthansa die Hälfte der Enteisungmaschinen aus. Auch mußten wegen schlechten Wetters auf anderen europäischen Flughäfen mehrere Flüge ganz gestrichen werden.

Die Busse der BVG hatten in den Rush-hour-Zeiten zwischen 20 und 40 Minuten Verspätung, in den Außenbezirken wurde der Verkehr auf Teilstrecken eingestellt. Auch in den Abendstunden gab es beim Busverkehr wieder Verzögerungen von bis zu 25 Minuten. Störungen im Bereich von U- und S-Bahnen gab es nach Angaben der BVG nicht, die Fahrgastzahl stieg wegen der Umsteiger vom Auto um zehn bis 15 Prozent: rund 180.000 Fahrgäste mehr.

Weil viele ihr Auto zu Hause ließen, verzeichnete die Polizei auch nicht mehr Autounfälle als sonst. Außerdem führen die Leute beim Schneewetter vorsichtiger, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei registrierte rund 100 leichte Auffahrunfälle. Auch am Nachmittag bezeichnete die Polizei die Lage auf den Straßen als »ruhig«. Zu Verzögerungen kam es auch bei den Fahrradkurierdiensten in der Stadt, deren Fahrer sich astronautenmäßig vermummt hatten. Die üblichen hohen Geschwindigkeiten waren gestern nicht drin, man war aber froh, daß die Straßen nicht gefroren waren.

Die Berliner Stadtreinigung hatte ihre erste Schicht gestern um zwei Stunden auf drei Uhr vorverlegt und insgesamt 120 große Räum- und Streufahrzeuge im Einsatz. Hinzu kamen 150 kleine Fahrzeuge und 750 Handreiniger. Auf Salzeinsatz wurde nach den gesetzlichen Auflagen für einen »umweltfreundlichen Winterdienst« verzichtet. Die Straßenreinigungsbetriebe im Ost- und Westteil arbeiten immer noch getrennt, im Ostteil wurde im Unterschied zu früher keine Lauge eingesetzt.

Nach Angaben des meteorologischen Instituts in Dahlem ist auch morgen mit Niederschlägen teils als Schnee, teils als Regen zu rechnen. Gestern am frühen Abend hatte es vorerst aufgehört zu schneien. Die Meteorologen rechneten für die Nacht bei aufreißendem bedecktem Himmel mit der Gefahr von Straßenglätte. Auch heute ist bei Temperaturen um minus ein Grad mit überfrorenen Straßen zu rechnen. kotte