Wintereinbruch beschert Häuserräumung in der Lübbener

Kreuzberg. Der Zeitpunkt war gut gewählt. Wenige Stunden nach dem ersten Schneefall wurde gestern morgen das Haus Lübbener Straße 29 per Gerichtsvollstreckung geräumt. Bei 50 Besetzern wurden nach eigenen Angaben die Personalien festgestellt, fünf wurden vorübergehend festgenommen. Für die ungefähr 65 Frauen, Männer und Kinder kam die Räumung völlig überraschend. Die Eigentümerin des Hauses, die zu 100 Prozent senatseigene Berliner Wohn- und Geschäftshaus GmbH (BEWOGE), hatte nach eigenen Angaben vor Gericht ein rechtskräftiges Räumungsurteil erstritten, nachdem die Nutzungsverträge für 21 Wohnungen im März ausgelaufen waren. Die Besetzer und zum Teil auch durch einen Vertrag legitimierten Mieter hatten sich jedoch geweigert, das Haus zu verlassen. Von dem Gerichtsbeschluß waren sie nicht in Kenntnis gesetzt worden. Vier Mietparteien, die vor einigen Wochen unbefristete Mietverträge erstritten hatten, waren nicht von der Räumung betroffen. Im Jahr 1989 war das Haus für anstehende Sanierungsmaßnahmen »entmietet« und dann besetzt worden, einige Mieter waren auch geblieben. Die BEWOGE hatte eigenständig Nutzungsverträge mit den Besetzern ausgehandelt, ohne das Bezirksamt einzuschalten. Der Verein SO36 empfand den Termin der Räumung als »schrecklich«; im Kreuzberger Bezirksamt konnte die Räumung angesichts der Witterung »nicht nachvollzogen« werden. Die Besetzer wußten bis zum Abend nicht, wo sie unterkommen sollten. Die meisten besetzten Häuser mußten schon die Vertriebenen aus der Mainzer Straße aufnehmen und sind daher voll. Spekuliert wurde daher, die Räume des Vereins SO36 in Anspruch zu nehmen. lada