: Bremen-Leipziger Messen-Misere
■ Konzertveranstalter KPS schloß Verträge mit umstrittenem Leipziger Messe-Chef
Die Expansion des dynamischen Bremer Messe- und Konzertveranstalters Klaus-Peter Schulenberg (“KPS“) Richtung Osten beschäftigt die Gerichte in Leipzig. Die Verträge, die Schulenberg mit dem Leipziger Alt-Messe-Chef Fischer abgeschlossen hat, sollen Angaben zufolge für nichtig erklärt werden. Kritik an den Verträgen hatte die Geschäftsführung der Leipziger Messe GmbH vorgebracht: Keine Stelle im Unternehmen habe etwas von den Verträgen gewußt. Es habe sich bei diesem „Teilausverkauf der Leipziger Messe“ um Alleingänge des früheren Messe-Chefs Fischer gehandelt. Siegfried Fischer war Mitte November fristlos entlassen worden, nachdem bekannt geworden war, daß er mit zwei Mannheimer Unternehmen einen Vertrag mit 25jähriger Laufzeit über die Vermietung sämtlicher elf Messehäuser in bester Innenstadtlage abgeschlossen hatte.
Klaus-Peter Schulenberg ist in Bremen vielseitig engagiert: Zu 95 Prozent gehört ihm die Anzeigen- Postille „Weser-Report“, zu 100 Prozent die Anzeigen-Zeitung „A bis Z“. Sein Konzertbüro versorgt die BremerInnen mit Pop- und Klassikkonzerten (“Gianna Nannini“, „Tina Turner“, „Justus Frantz“). Und seine „KPS-Messe-und Ausstellungs GmbH“ organisiert in der Stadthalle „Auto- Vison“ und „Biota“, vom „Stadtfest“ einmal abgesehen.
Im März '90 hatte Schulenberg Gespräche in Leipzig aufgenommen. Das Alt-Messe-Amt wollte vom Konzept der großen Frühjahrs-und Herbstmessen herunter und — ähnlich wie im Westen — Branchenmessen (Touristik, Baufach, Haushalt, Camping) einführen. Schulenberg bekam den Zuschlag für die „Auto-Vision Leipzig“, die am 23. Juni in Leipzig ihre Tore eröffnete. Sibylle Schug, Pressesprecherin bei „KPS“, zu taz: „Wir sind davon ausgegangen, daß unsere Verhandlungspartner vom Messeamt autorisiert sind. Wir sind bisher nicht in Kenntnis gesetzt worden, daß mit den Verträgen etwas nicht stimmen soll. Verträge sind partnerschaftlich angelegt. Wir haben das Leipziger Messeamt mit fünfzig Prozent am Umsatz partizipieren lassen.“ Sie räumt jedoch ein, „daß der Vertrag eine ungewöhnliche Länge hat“. Der Vertrag über die „Auto Leipzig“ geht bis 1994. Danach soll die „Messe Consulting Leipzig GmbH“ in den Vertrag einsteigen. Diese Consulting gehört zu 75 Prozent dem Bremer „KPS“ und zu 25 Prozent der Leipziger Messegesellschaft. Gegen die bereits angelaufene Werbekampagne zur „Auto '91 Leipzig“ hat die Leipziger Messegesellschaft den Angaben zufolge schon am Dienstag eine einstweilige Verfügung beantragt. KPS-Sprecherin Schug: "Die Situation ist jetzt für uns wieder völlig offen."
B.D.
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