Der Stromschnellenniederstrecker

■ Heute: »Solo für C.A.M.E.L.« — eine Abenteuerserie von R.J. Reynolds JUGENDFREIEGLIMMERFILME

Der Landschaftsvermesser ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. »Triumph des Ruders«, die neue Folge der »Solo für C.A.M.E.L.«-Abenteuer, ist der Beweis, daß Regisseur R.J. Reynolds seine Schaffenskrise überwunden hat: Tatsächlich erinnern das Milieu und vor allem die Ironie der Figurenzeichnung an die frühen Klassiker wie Reißende Stricke oder Aufstand der Krokodile. Das »one person«-Drama, der Einzelgängerfilm ist der Garant für Spannung, große Schauspielerszenen und die reizvolle Variante etablierter Muster, Motive und Topoi eines komlexen, spezifisch amerikanischen Genres. Doch mit Der Regen über Kongo (1986) verließ Reynolds das Genre und interessierte sich lieber für die Unnahbarkeit der Dinge. Seine Geschichten lebten von da an hauptsächlich von Stimmungen, Zwischentönen, vom Nichtausgesprochenen. Erinnert sei nur an Stille Höhlen oder Ein Platz im Schatten. Als dann noch andere Figuren auftauchten wie beispielsweise der verletzte Eingeborene in Rettungsflug für Pedro, da schien sich Reynolds endgültig vom »one person«-Drama abgewandt zu haben.

Wir haben uns alle getäuscht. Der Landschaftsvermesser ist wieder ganz der unverwüstliche alte. Ein Mann, sein Ruder und die Stromschnellen — mit dieser klassisch-klaustrophobischen Kammerspielkonstellation ist Reynolds ein außergewöhnliches, die Phantasie beschäftigendes Werk gelungen. Träge schwimmt das Floß auf dem Wasser. Da — plötzlich reckt der Landschaftsvermesser den Kopf in die sonnenflirrende Luft. Gefahr droht am Horizont. Mit atemberaubendem Tempo rücken die Stromschnellen näher und mit ihnen der Tod. Da sind sie auch schon. Doch mit kundiger Hand und kantigem Gesicht werden die tosenden Fluten bezwungen.

Es ist erstaunlich, daß die kleine Story ausreicht, um einen Film über zwei Minuten zu tragen, der trotz seiner dramatischen Höhepunkte eine tiefe Ruhe atmet. Erfreulich die Selbstironie und der wohldosierte Witz dieses Wasserspiels, wodurch ein authentisches und amüsantes Porträt gelingt. Ein Fest für alle C.A.M.E.L.- Fans, ein wunderschön locker-duftiges Stück Kino. Die Chefadministration multienergetischer Landschaftsvermessung (C.A.M.E.L.) steht wieder da, wo sie hingehört — an der Spitze. V.G.

Solo für C.A.M.E.L. — Teil 37 , USA 1990, 120 Sek., läuft in allen besseren Kinos.