■ Pearls At Swine

Rockmusik vermag — so die Betreiber derselben entsprechende Intentionen hegen — Generationen der unterschiedlichsten Herkunft, Hautfarbe, Religionsbekenntnisse mit anderen Generationen noch anderer Herkunft etc. zu verbinden, ein Brücke zu knüpfen zwischen Gestern und Heute, zwischen Rosa und Lila, zwischen schwarz und weiß. Sie bedeutet ein Tummelfeld für all diejenigen, die sich einfach was von der Seele spielen wollen ebenso wie für die, die mit wahrem missionarischen Eifer sich an ihre Umwelt, an ihre Mitmenschen zu kehren genötigt sehen, um nicht kläglich an ihrem Durchblick ersticken zu müssen.

Wenn Rockmusiker sich ganz besonders aufdringlich und ganz besonders oft an diese Öffentlichkeit wenden und das absolute Maximum an künstlerischer Verausgabung erreichen, dann nennt man sie irgendwann einmal »Rockstars«, einige ihrer Herzausschüttungsresultate werden »Evergreen« genannt, sie selber gehen früher oder später an Altersschwäche oder Drogenmißbrauch ein. Aber ihre Musik lebt weiter...

Manche andere Rockmusiker, die noch nicht an Drogenmißbrauch gestorben sind und überhaupt viel zu jung dafür sind, als daß ihre Senilität sie schon zugrunde hätte richten können, möchten auch gerne Rockstars werden und eifern den Leichen nach. Manchmal kommen solche Rockstars aus Berlin und heißen 4 Out Of 5 Dentists, machen ein paar Platten, die ihnen aber selber nicht besonders gut gefallen, benennen sich irgendwann um in Pears At Swine (was nicht besonders originell ist) und klingen plötzlich und von da an wie diese ganz berühmten Rockmusiker, die schon seit etlichen Dekaden Steine rollen und sowohl den Rhythm als auch den Blues als auch den Rock zu einer höchst einträglichen Art der Selbstverwirklichung gemacht haben.

Ob es den Perlen-bei-Schweinen ebenfalls gelingen wird, diese schwindelerregenden Einkommengrenzen zu erreichen, hängt von der noch nicht getroffenen Entscheidung ab, auch ihr neues, heute im Pike vorzustellendes Rockmusikdemokassetenmaterial plattenfirmentechnisch zu konsumorientieren oder diesmal besser unveröffentlicht, aber zufrieden zu bleiben. Erika

P.S.: Ihr »Russian Devine« erweckt den Eindruck der Hitverdächtigkeit — es hört sich allerdings auch nicht sehr geklaut an... (ab 22 Uhr im Pike)