Unis wollen raus aus der Sandkiste

■ Universitäten in Bremen und Oldenburg unterzeichnen Kooperationsvertrag

“Solange wir in der Sandkiste herumgekrabbelt sind, konnten wird nicht kooperieren“, meinte Michael Daxner, Rektor der Universität Oldenburg. Aber jetzt, fast zwanzig Jahre nach Gründung der Hochschulen, ist es soweit. Am Mittwoch unterzeichneten Michael Daxner und sein Bremer Rektors-Kollege Jürgen Timm den Kooperationsvertrag zwischen den beiden Hochschulen. Ihr Ziel: die „Wissenschafts- Region Nordwest“ zu etablieren.

Nicht zuletzt speisen sich die Kooperationsbestrebungen aus der Angst, daß sich der wissenschaftliche Schwerpunkt, „im Zuge der Wiedervereinigung noch weiter nach Südosten verlagert“, so Rektor Daxner. Schon heute sei die Region Oldenburg- Bremen im Vergleich zum niedersächsischen Zentrum um Hannover und Braunschweig im Hintertreffen. Auch gegenüber dem Hamburger Raum und dem Ruhrgebiet wollen die beiden Universitäten in Zukunft konkurrenzfähiger sein.

Natürlich geht es ganz wesentlich um's Geld. Durch gemeinsame Forschungsbereiche hoffen die beiden Hochschulen, leichter an Förderungsmittel des Bundes und der Europäischen Gemeinschaft heranzukommen. Ein Beispiel könnte da die Verknüpfung des Bereiches „Alternative Energien“ mit der Computerforschung der Uni Bremen sein. Oldenburg ist bei den alternativen Energien führend, während der Computerbereich in Bremen gut ausgebaut ist. Gleichzeitig erspart die Zusammenarbeit jeder einzelnen Hochschule, den jeweils anderen Fachbereich selbst aufzubauen.

Der Vertrag wurde auch mit Blick auf die Wirtschaft abgeschlossen. Spezialisierung der Forschung soll als ein Anreiz für Industriebetriebe und wissenschaftliche Einrichtungen wirken, sich in der Region anzusiedeln. Die Uni Bremen gilt Oldenburg als Beispiel. Pressesprecher Gerhard Harms hofft, daß bald in Oldenburg eine ähnliche Verzahnung zwischen Universität und Wirtschaft erreicht wird, wie in Bremen.

Was den Unis nützt, soll auch für die StudentInnen gut sein. Wenn die Studierenden die Reisen von einer Stadt in die andere in Kauf nehmen, steht ihnen quasi das doppelte Lehrangebot zur Verfügung. Und das, so hoffen die Rektoren, in einer Qualität, wie sie von einer der beiden vergleichsweise kleinen Hochschulen alleine nicht zu leisten wäre. Die an der jeweils anderen Universität abgelegten Prüfungen gelten dann auch an der eigenen.

Zumindestens auf dem Papier werden nicht nur die technischen Studiengänge Gegenstand der Kooperation sein. In Absprache mit Bremen plant Oldenburg für die nächste Zeit, eine Jura-Professur für Europarecht einzurichten. Weitere Bereiche der Zusammenarbeit: Slavistik (Oldenburg) und Kulturgeschichte (Bremen), sowie Philosophie.

Nach der Vertragsunterzeichnung waren die beiden Rektoren sichtlich erleichert. Michael Daxner: „Manchmal ist es einfacher, einen Vertrag mit einer Uni auf einem anderen Kontinent zu schließen, als mit der Nachbarhochschule“. Hannes Koch