Der RIAS fleht um seine Einheit

■ Der vom Staat finanzierte RIAS möchte einheitlich und bundesweit unter dem Dach des ZDF weiterexistieren

Berlin. Bevor in der nächsten Woche die Bundesländer die Weichen für das zukünftige Schicksal des Staatssenders RIAS stellen, hat dessen Intendant Helmut Drück gestern noch einmal einen Einheits-Appell losgelassen. Er forderte, den RIAS in seinen Bestandteilen komplett zu erhalten und in einen »nationalen Integrationsrundfunk« überzuführen. Die nächste Woche bezeichnete er als »Entscheidungstage für den RIAS und den Medienstandort Berlin«. Dreimal kommen die Ministerpräsidenten der Länder zu Beratungen zusammmen, um über medienpolitische Entscheidungen von großer Tragweite zu beschließen.

»Wenn die Zeichen nicht trügen, wird es in München zu einem Tendenzbeschluß kommen, einer wichtigen Vorentscheidung also, die im Kern kaum noch verändert werden dürfte. Für RIAS und das Land Berlin stehen damit entscheidende, weit in die Zukunft reichende Weichenstellungen bevor«, erklärte Drück.

Nach den Vorstellungen des RIAS soll das erste Hörfunkprogramm zur nationalen UKW-Welle ausgebaut werden. Drück räumte auf Nachfrage ein, daß hier der »neuralgische Punkt« der Verhandlungen zu sehen sei, weil die Länder nur wenig Begeisterung über die Abgabe von Frequenzen empfänden. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, daß durch den Abzug der Alliierten, der Aufgabe von privaten Hörfunkanbietern und der Beseitigung von Doppelversorgung im öffentlich-rechtlichen Bereich technische Lösungen finden ließen.

Die »schnelle Welle« von RIAS II soll neben der regionalen Versorgung auch über Satellit bundesweit ausgestrahlt werden. Weil die Chancen hierfür wegen Vorbehalten der ARD nicht besonders gut stehen, hatten sich Teile der RIAS-II-MitarbeiterInnen in letzter Zeit auch für eine Privatisierung ihrer Welle ausgesprochen. RIAS-TV schließlich solle unbedingt als Frühstücksfernsehen von ARD und ZDF erhalten bleiben. Es wird bis Jahresende als Versuchsprogramm bundesweit ausgestrahlt und liegt nach Drücks Angaben schon nach kurzer Testphase vor der Konkurrenz.

Alle Sender von RIAS (Rundfunk im Amerikanischen Sektor) sollen werbefrei bleiben, womit auch alle Privatisierungspläne gegenstandslos würden. Entschieden forderte Drück die Anbindung an das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF). Diese Variante werde auch von den USA, die den Sender aus der Taufe hoben und jahrzehntelang finanzierten, favorisiert. Auch die Belegschaft trete für diese Lösung ein. Drück wörtlich: »Unser programmliches Ziel: nationaler Integrationsrundfunk aus Berlin unter dem Dach des ZDF, das heute als Anstalt der bisherigen Länder nationalen Fernsehfunk betreibt, im nächsten Jahr als Anstalt aller Länder mit RIAS auch über Hörfunk verfügen wird.« dpa