Protest gegen Atombetriebe

 ■ Aus Hanau Bernhard Winkler

Mehrere hundert kaufunlustige Menschen zogen am Donnerstag abend in der Hanauer Innenstadt mit Fackeln über den Weihnachtsmarkt. Auf Spruchbändern verlangten sie die sofortige und endgültige Stilllegung der Atombetriebe. Diese Forderung hatten auch die Redner der vorangegangenen Kundgebung erhoben, zu der Grüne, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz und lokale Initiativen aufgerufen hatten. Sie protestierten gegen den bislang schwersten einer Reihe von Störfällen in der Hanauer Atomindustrie, bei dem am Mittwoch morgen drei Arbeiter verletzt worden waren. Noch am Unfalltag hatte der hessische Ministerpräsident Walter Wallmann erklärt, seine Regierung habe die „Atombetriebe sicherer gemacht“. Der grüne Landtagsabgeordnete Rupert von Plottnitz nannte die behördlichen Verlautbarungen „die Sprache der Angst vor der Wahrheit [...], des Verdrängens und Vertuschens“. Thomas Weiler, Arzt am städtischen Krankenhaus, berichtete, daß es auch beim Katastrophenschutz nur Verdrängen gegeben habe. Weder in Hanau noch in der Nähe gibt es einen Hilfszug für nukleare Unfälle. Die Besatzung des Notarztwagens, der nach dem Unfall von der Betreiberfirma Siemens angefordert worden war, hatte keinerlei Informationen erhalten. Auch Hinweise auf Verstrahlungsgefahr und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen gab es nicht.