Fürst von Thurn und Taxis ist tot

■ Deutschlands größter Grundbesitzer erlag Herztransplantation

Berlin (taz/ap) — Der Milliardär Fürst Johannes von Thurn und Taxis ist gestern in der Münchner Universitätsklinik gestorben. Nach einer ersten Herztransplantation Ende Oktober mußte der Nachfahre der deutschen Postgründer wegen einer Abstoßungsreaktion am Mittwoch erneut operiert werden und erlag dabei einsetzenden Komplikationen. Der Fürst hinterläßt neben drei Kindern und seiner Frau Gloria, die als schrille Adelsnudel von sich reden machte, ein gewaltiges Vermögen. Mit rund 32.000 Hektar verfügte Thurn und Taxis über den größten Grundbesitz Deutschlands, dazu kommen 10.000 Hektar in Kanada und 56.000 in Brasilien. Der Gesamtwert des Vermögens wird auf 2 bis 5 Milliarden Mark geschätzt. Als Alleinerbe wurde ersten Meldungen zufolge der 7jährige Sohn Erbprinz Albert eingesetzt. Der Tod des Fürsten trifft einen der größten privaten Mischkonzerne mitten in einer Neustrukturierung. Erst im August hatte sich der Milliardär wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Geschäftspolitik spektakulär von drei seiner einflußreichsten Vermögensverwalter getrennt. Statt der bisher vom Management verfolgten Expansionspolitik kündigte der Alleininhaber der Firmengruppe eine Konsolidierungsphase und die Neuorganisation der Gesamtverwaltung an. So geriet das Fürstenhaus 1990 wegen Mißmanagements und „Bankschulden von 800 Millionen DM“ in die Schlagzeilen.

Seit seine Durchlaucht Johannes 1980 die damals 20jährige Gräfin Maria Gloria aus dem verarmten Haus derer von Schönburg-Glachau ehelichte, lieferte das ungleiche Paar den Klatschspalten den Stoff, aus dem die Märchen sind. Während der Fürst „mit ererbtem Geschäftssinn“ (Munzinger Archiv) die Barschaft mehrte, bediente die Gattin mit Punkfrisuren und kessen Sprüchen den Zeitgeist.

Daß der Yellow Press nach dem Hinscheiden des Fürsten jetzt der Stoff ausgeht, ist nicht zu befürchten — nach kurzer Sturzbetroffenheit wird man sich freuen, neben Caroline von Monaco jetzt noch eine zweite „blutjunge“ Witwe im VIP- Club zu haben. Und auch der Finanzminister hat Anlaß, neben der Trauer um den Strauß-Freund (das Urgestein wurde 1988 auf dem fürstlichen Jagdgut in der Oberpfalz dahingerrafft) die Hände zu reiben: Wenn er bei der Erbschaftssteuer kein Auge zudrückt, könnte glatt eine satte Milliarde in das Steuersäckel wandern. mbr.