Zukunft nicht in Sicht

■ Zur Situation im Bremer Volleyball-Sport: Ohne Geld läuft nichts

Es fällt schwer, Bremen Erstklassigkeit zu bescheinigen, wenn es um Sport geht. Werder, der TuS Walle, die 1860-Turner oder die Club zur Vahr-HockeyspielerInnen ändern daran wenig. Sport- Bremen ist Provinz, und die Gründe dafür scheinen identisch mit denen des Bundeslandes: Ohne Geld läuft nichts.

Trotz internationalem Turnier mit Weltklasseniveau ist die Situation in der Volleyballszene festgefahren. Alle Bemühungen, schlagkräftige Teams aufzubauen und in der deutschen Leistungsspitze zu etablieren, scheiterten bisher kläglich. Mit der Frauschaft des TvdB (Turnverein der Bahnhofsvorstadt) aus der 2.Liga und der Männerauswahl von Eiche Horn in der drittklassigen Regionalliga sind die beiden bremischen Aushängeschilder bereits genannt.

Allerdings: Die Damen aus der Bundesliga krebsen im unteren Mittelfeld und dürfen froh sein, nicht abzusteigen; während die einstmals so hoch gehandelten Eiche-Männer am letzten Wochenende das wichtigste Heimspiel der Saison gegen Odin Hannover mit 3:1 verloren geben mußten. Wenn im Rückspiel im nächsten Jahr nicht ein Wunder passiert, wird es nach der Schlappe des Vorjahres wohl auch in dieser Saison nichts mit dem Aufstieg in die bundesdeutsche Leistungsklasse.

Aber will überhaupt jemand Bremer Volleyball-Teams in die Spitze bringen? Von allen Seiten kommt dazu ein klares JA. Und gleich danach ein ABER. Uwe Brinkmann, Vorsitzender des Bremer Volleyball-Verbandes (BVV), weiß um die Misere. „Wir sind davon überzeugt, daß Bremen mindestens eine Erstliga- Vertretung braucht. Wir sind ein regionales Oberzentrum mit einem international beachteten Nationen-Turnier und sind in keiner 1. Liga repräsentiert, das ist ein Unding.“ Aber sein Verband ist klein und finanziell überhaupt nicht in der Lage, auch nur ansatzweise Unterstützung liefern zu können. „Da würden die restlichen Vereine auch gar nicht mitspielen, wenn wir alles, was wir haben, in Eiche Horn oder TvdB investieren würden.“ Gert Stürmer, Trainer und Manager der Zweitligafrauen, ist nicht zu beneiden. Für einen Hungerlohn versucht er, mit den bescheidenen Mitteln aus Wasser Wein zu machen. Nur sieben Spielerinnen sind viel zu wenig, um sinnvoll planen zu können. „In Bremen läuft das nach dem Prinzip 'Friede, Freude, Eierkuchen', das ist blutig amateurhaft. Wir sind das einzige Team der Liga ohne finanzielle Unterstützung. Wenn wir in die erste Liga wollen, müssen 250.000 Mark her, damit kaufen wir Fremdspielerinnen. Anders geht das nicht.“

So sieht das auch Eike Koschorrek von Eiche Horn. Sein Sponsor will endlich Erfolge sehen, sonst wird er die jährlichen 40.000 Mark zurückziehen. Entweder steigt die Mannschaft auf, oder das Volleyball-Licht wird in Horn auf Sparflamme heruntergedreht. Koschorrek: „Von etwa 60 Jugendlichen eines Jahrgangs in Bremen, die wir erfassen können, finden wir höchstens ein Talent mit Bundesliga-Zukunft. Außerdem gibt es zuwenig qualifizierte Trainer und auch keine umsetzbaren Konzepte, Bremen ans höchste Leistungsniveau heranzuführen“.

Der BVV bietet zwar stadtteilgebundene Talent-Fördergruppen an, doch davon profitieren nur wenige Vereine, und SpitzensportlerInnen sind aus diesen Programmen nicht zu erwarten. Abhilfe kann nur von außen kommen, und Uwe Brinkmann weiß auch, wie. „Sagen Sie mir einen potenten Sponsor, und ich vermittle Ihnen zwei sowjetische Erstliga-Spielerinnen und dazu zwei Ex-Nationalangreiferinnen aus Münster und Lohof. Mit jeweils einer Wohnung und 1.000 Mark Taschengeld keulen die jedes Bremer Team mit links in die erste Liga. Ich habe als Privatperson Kontakte zu Wirtschaftsvertretern aufgenommen, ohne Ergebnis. Anscheinend will niemand ernsthaft den Bremer Volleyball-Sport an die Spitze bringen.“ Jürgen Francke