In letzter Minute: Doch Geld für Vietnamesen

Schönefeld. Merkwürdige Szenen spielten sich Donnerstag abend am Flughafen Schönefeld ab. Ein Mann mit blauem Anzug und blauer Krawatte überreichte riesige Blumensträuße und 1.500 Mark in bar an sieben dort wartende Vietnamesen. In der Wartehalle begann ein Fest: Immer mehr Reisende feierten mit, Fremde schüttelten sich die Hände. Doch bald mußten die Vietnamesen im Laufschritt zur Paßkontrolle, zum Flugzeug zurück nach Vietnam.

Der Mann war Abgesandter jenes Unternehmens, das seinen Angestellten die Hälfte der Abfindung verweigert hatte (siehe auch taz-Bericht von Donnerstag). Alle vorzeitig gekündigten Gastarbeiter, die über Regierungsabkommen in die Ex- DDR kamen, haben jedoch Anspruch auf eine Ausgleichszahlung von 3.000 Mark. Kommentar aus dem Betrieb noch drei Stunden vor dem Abflug: »Wir sind jetzt in der Marktwirtschaft.« Als der Druck der Ostberliner Ausländerbeauftragten und der Medien immer stärker wurde, gab die Geschäftsleitung nach: Die Vietnamesen verglichen es mit einem »Sieg in der 89. Minute«. Keiner hatte daran noch geglaubt. Ein Teil des Lohns steht zwar immer noch aus, doch 1.500 Mark sichern in Vietnam wenigstens die Existenz. Zur gleichen Zeit warteten rund 500 Vietnamesen in der Halle des Flughafens ebenfalls auf ihre Maschine. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Geschichte ihrer Landsleute. Zu spät: Denn auch sie berichteten von Vietnamesen, die um ihre Abfindung betrogen wurden. Ähnliche Fälle meldete Robert Werner, Ausländerbeauftragter in Schwerin. Dort soll sich ein Ableger der Reichsbahn um die Zahlungen drücken. Christine Pöhlmann