Strom wird noch teurer

■ Während in Ost-Berlin die Preiserhöhung beschlossene Sache ist, will die Bewag nun auch im Westen mehr Geld

Berlin. Die Berliner werden im kommenden Jahr höhere Strompreise bezahlen müssen. Während im Ostteil der Stadt die Verdreifachung der stark subventionierten Energiepreise mit Ausnahme von Heizstrom und Fernwärme bereits beschlossene Sache ist, werde die Bewag so bald wie möglich eine Preisanhebung beim Senator für Wirtschaft beantragen, erklärte Vorstandssprecher Wilm Tegethoff gestern vor der Hauptversammlung der Bewag-Aktionäre. Begründet wurde diese Entscheidung vor allem mit dem »deutlichen Anstieg des Brennstoffaufwandes und der nochmals erhöhten Kapitalkosten«.

Die um 6,1 Prozent gestiegenen Umsatzerlöse beim Stromverkauf resultierten vor allem aus Preiserhöhungen. Zudem hätte sich die Stromerzeugung stärker erhöht als der Stromverkauf — weil wegen des verstärkten Betriebs der Rauchgasreinigungsanlagen der eigene Energieverbrauch weiter zugenommen habe. Trotzdem bewilligte die Hauptversammlung auch diesmal eine unveränderte Dividende von 5 Mark je 50-Mark-Aktie.

Die Grundsatzentscheidungen für ein Zusammengehen der West- und Ostberliner Stromversorgungsunternehmen sind zwar gefallen, doch gibt es noch keinen genauen Zeitplan dafür. Nachdem die Bewag bereits jetzt die Betriebsführung in Ost-Berlin übernommen hat, werde eine Fusion erst in zwei bis drei Jahren erfolgen. Während der östliche Teil der Stadt bereits im Herbst 1991 an das westeuropäische Stromverbundnetz angeschlossen werden soll, wird der westliche Teil erst 1993 den Inselbetrieb aufgeben können.

Mehrheitlich abgelehnt wurde der Antrag des Bewag-Aktionärs Gotthard Schulte-Tigges, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern. Schulte-Tigges warf der Bewag als »Berlins größtem CO2-Produzenten« vor, noch keine Pläne zu der von der Weltklimakonferenz und der Enquete-Kommission des Bundestages »Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre« geforderten 30prozentigen Reduzierung des Kohlendioxides vorgelegt zu haben. Olaf Kampmann