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: Pfui, Heide Rosendahl!

■ Die Sportler des Jahres in der "ARD-Sport Gala '90" am Sonntag

Wollen wir heute mal fair bleiben. Wollen wir also zugeben, daß wir schon peinlichere Sportlerwahlen gesehen haben als die Vergabe der „ARD Sport eins“. Weiter heben wir anerkennend hervor, daß die Themen Breitensport, Doping und Umweltschutz Erwähnung fanden.

Aber bei den Kandidaten geht der Ärger los. Besonders der Damenwettbewerb erinnerte stark an die jüngste Bundestagswahl: lauter kleinere Übel.

Anja Fichtel, die Fechterin, wird uns da wie jedes Jahr nahegelegt — doch ist die nicht der CDU hörig? —, die Hochspringerin Heike Henkel, Nicole Uphoff, Dressurreiterin, von all zu edlem Geblüt. Dann, natürlich, Sprinterin Katrin Krabbe aus dem Arbeiter- und Bauernstaat. Aber könnte der Wahl nicht eine Dopingenthüllung folgen? Bleibt noch Steffi Graf. Steffi, die Verletzte, deren Familie man Böses antat.

Besser besetzt war die Männerkonkurrenz. Neben Selbstverständlichkeiten wie Boris Becker und dem schwimmenden 'Bild‘-Journalisten Michael Groß (Kürzel: Albatros) wurde der zwar Dopingverdächtigte, doch sehr schlaue Kugelstoßer Ulf Timmermann nominiert. Auch der bayerische Unteroffizier und Rodler Georg Hackl stand zur Wahl.

Ein heißer Tip war Weitspringer Dietmar Haaf, weil er Europameister wurde, obgleich ihm fette Funktionäre die Sporthilfe versagt hatten. Mein Kandidat. Nichts wie hin zum Telefon und anrufen:. „Ihr Anruf ist registriert.“ Plötzlich sehe ich die Wiederholungstaste zu mir rüberlächeln... Elfmal telefoniere ich noch regulär mit „Ted“.

Doch nichts half: Die Mehrheit der Deutschen — die in den neuen Ländern durften schriftlich mittun — wählten das Traumpaar der Nation: Boris und Steffi. „Das ist das schlimmstmögliche Ergebnis, jammerten die Moderatoren wenig moderat. Der Grund: Deutschlands Lieblinge haben den Ruf der ARD wie 1989 verhallen lassen und Urlaub vorzogen. So standen die Moderatoren wie Deppen da, mit ihren vereinsamten Trophäen und das Publikum wurde zudem mit Heide Ecker-Rosendahls Laudatio auf Steffi bestraft. Daß die Würdigung der ehemaligen Weitspringerin keinen Hauch von Überlegung aufwies, wollen wir unkommentiert lassen. Aber sie war nicht nur lahm, sie war dreist. Ekelerregend! Ausgerechnet Heide Rosendahl geißelte mit vor Moral zitternder Stimme den „maßlosen Presserummel um Steffi Grafs Vater und die vielen unfairen Tiefschläge“. Sie selber jedoch arbeitet als Gastkommentatorin bei der 'Bild‘, die letztendlich den Eklat inszenierte. Pfui, Heide Rosendahl, tief gesunken.

Wir sind uns sicher: Die ARD- Sport-Eins 1991 schau'ma nimmer mehr. miß