Streit um die Busspur

■ Berliner rot-grünen Errungenschaft droht das Ende

Berlin (taz) — Die Taxifahrer können auf sie nicht mehr verzichten. Ohne sie entsteht ein „Chaos“, fürchten die Busfahrer von der BVG. Trotzdem werden einige von ihnen wohl bald verschwinden. Es geht um die Busspuren — mit weißen Streifen abgeteilte, dreieinhalb Meter breite Sonderspuren, die unter dem rot-grünen Senat in einer Reihe von Berliner Straßen angelegt wurden. Busse und Taxis aber auch Radfahrer können auf ihnen den Stau rechts überholen. Doch in den Augen vieler Autofahrer und aus der Sicht der CDU war zumindest die Busspur auf dem Berliner Renommierboulevard Kurfürstendamm eine reine „Schikane“, genauso wie die gleichermaßen umstrittene Einführung von „Tempo 100“ auf der innerstädtischen Autobahn Avus. Beides möchte die CDU wieder abschaffen. Die Busspur auf dem Ku'damm provoziere unnötige Staus, schimpfen die Christdemokraten. Dem Autoverkehr, dem pro Richtung nur noch eine Spur geblieben war, wollen sie wieder Platz schaffen. Noch leistet die SPD hinhaltenden Widerstand in den Verhandlungen über die Bildung einer großen Senatskoalition. Die seit der Maueröffnung ohnehin überlastete BVG brauche die Busspuren, wenn die Verspätungen nicht weiter zunehmen sollten, warnen Busspur-Freunde. Was helfe es den Autofahrern, zweispurig im Stau zu stecken, statt einspurig?

Vermutlich werden sich SPD und CDU auf eine Kompromißformel einigen: Die Spuren werden überprüft, einzelne vielleicht abgeschafft, andere kommen hinzu. Immerhin waren die Busspuren keine Erfindung von SPD und AL. Auch vor ihrer Regierungszeit gab es in Berlin einige der Sonderstreifen am rechten Straßenrand. Der rot- grüne Senat machte Schlagzeilen, indem er das Netz energisch erweiterte. Ein 100-Kilometer-Netz war allein für West-Berlin anvisiert — und damit auch der Anschluß an westeuropäisches Metropolenniveau. Paris beispielsweise hat Busspuren von über 300 Kilometer Länge. Der kleine Unterschied zu Berlin: Dort waren es keine grünen Chaoten, die die Spur bahnten, sondern der konservative Bürgermeister Jacques Chirac. Hmt