Der Berg geht weg

■ buten-&-binnen-Mann der ersten Stunde wechselt zur Konkurrenz / „Die kommen ohne mich aus“

Sie kennen ihn: Christian Berg, 39 Jahre alt, mit Schnauzer und Schnauze, hört nach 10 Jahren auf bei 'buten & binnen' und wechselt zum großen reichen Norddeutscher Rundfunk, der ab Januar aus Hamburg sein einstündiges Magazin 'DAS' während der b&b-Sendezeit 'DAS' ausstrahlt.

taz: Wie lange warst Du bei b&b zu begucken?

Christian Berg: Ich bin vom ersten Tag an dabei, wie Michael Geyer — auf dem Schirm ist heute sonst niemand mehr vom ersten buten-&-binnen-Pack.

Du gehst zu 'DAS' beim NDR. Was machen die?

Die versuchen eine Mischung aus buten & binnen, Aktueller Stunde aus Köln und ZAK (Polit-Magazin auf WDR 3, d. Red.). Das wird nicht vom 2. Januar an so klappen, sowas muß sich entwickeln. buten & binnen vom 1. September 1980 könnte man heute auch nicht mehr angucken. Wir haben auch ein, zwei Jahre gebraucht. Und diese Zeit räume ich 'uns' da drüben jetzt auch ein.

Da gibt es also wie bei b&b Berichte aus Norddeutschland, Bremen, Hannover, Oldenburg...

Ja, aber auch normale Tagesschau, und die aufgearbeiteten Themen des Tages. Wenn in Hannover die Regierung gestürzt wird, wird das im Programm sein, aber Hannover muß nicht sein. Wenn die Telefongebühren erhöht werden, käme das mit Sicherheit. Der Charme von b&b ist ja auch nicht nur der Deetjen- Tunnel, sondern die Mischung mit Themen, die allgemein interessieren, zum Beispiel Arzneimittel: nichts direkt Bremisches.

Ist Bremen interessant für 'DAS'?

Wenn was los ist, ja. Der Theaterknatsch wahrscheinlich nicht, aber die Straßen-Schraffuren vermutlich doch wieder.

Wieso 'D A S'?

Der Name ist doch fast das Tollste an der Sendung! „Das Abend- Studio“: DAS muß man gesehen haben, DAS isses!

Du gehst zur Konkurrenz...

Seh ich anders. Lokal schlägt immer überregional. Mich interessiert als Bremer doch Bremen und umzu. Bei Husum bin ich doch mit den Ohren schon zu; diese Sendung wird nie so eine Bindung bringen können wie eine Lokalsendung buten & binnen. Deshalb ist die ganze Aufregung ... übertrieben. Die Entwicklung wird noch ganz andere Wege gehen...

Nordstaatliche.

Ne, dazu sag ich nichts. Jedenfalls: Ich kann jetzt gehen, die kommen auch ohne mich aus.

Warum gehst Du?

Ich bin persönlich froh, nach 10 Jahren einen Wechsel zu haben. Ich habe das hier aufgebaut, und mich interessiert immer, was Neues zu machen.

Darfst Du und willst Du weiterhin Beiträge für b&b machen?

Ich wollte! (lacht). Die Kollegen waren aber der Meinung überwiegend, daß das — psychohygienisch schwierig ist. Ist auch was dran: Wenn man mit dem Kopf in einer anderen Redaktion hängt, kommt man zwangsläufig in Probleme. Aber: Ich werde nie wieder eine Redaktion finden und einen Sender, der so toll ist. Wir sind der freieste Laden, den es gibt. Aber ich mag nicht mehr über den Stau im Deetjen-Tunnel berichten...

Michael Geyer als Chefredakteur wird nicht mehr moderieren. Du auch nicht. Wer denn?

Es kommen jüngere Leute. Der Bremer würde am liebsten mit uns ins Grab gehen, aber das hält man nicht durch. Die neuen Gesichter werden ihnen genausogut gefallen. Michael und ich haben schon früher gesagt, wir hören auf. Wir machen seit drei Jahren bei anderen Sendern Filme, beim WDR, hatten auch Angebote....

Wird sich das b&b-Gesicht ändern? Ihr beide habt den Stil erfunden, ohne Schlips...

Ich hab ja oft einen um! Natürlich, buten & binnen ist höchst verbesserungswürdig und -pflichtig. Wir waren mal die besten, als die anderen alle gepennt haben. Aber die sind jetzt auch aufgewacht. Inzwischen spielt ZAK mehr mit Form und Inhalt, als wir das tun, auch Spiegel-TV, Stern-TV, ... Ich will nicht immer blind wissen, wann der nächste O-Ton kommt! Darüber diskutieren wir seit einem Jahr, und wir haben neue gute Leute, wie Du weißt...

Was hat Dir bei b&b am besten gefallen?

Die Kollegen. Das ist 'ne zweite Familie.

Die Kolleginnen auch?

Na klar. Ich hab eure blöde Sprachregelung nicht! Auch Kamera und Technik, ohne die wäre buten & binnen ein Schiff. Die sind kreativ, die machen selbst. Hier geht alles, was in keinem anderen Sender geht.

Worauf verzichtest Du gern?

(Pause). Darauf, seit 10 Jahren um halb zehn aus dem Haus zu gehen und um 20 Uhr 30 nach Hause zu kommen. Darauf und auf nicht vorhandenes Eigenleben verzichte ich gerne. Der NDR zahlt so gut, daß ich zwei Wochen arbeiten kann, und dann kann ich theoretisch! zwei Wochen zu Hause bleiben.

Das werden wir dann mal nachfragen. Fragen: S.P.

Auf Anfrage verriet Jens Meyer von b&b gestern der taz: Eike Besuden ist „einer derjenigen, die das Moderieren mal ausprobieren werden“. Und Hans Jessen erklärte, daß es einen

Beschluß der Redaktion gegen künftige b&b-Beiträge von Berg nicht! gebe.