Irak: UNO-Vollversammlung schließt sich ai-Kritik an

Berlin (taz) — Durch ein bedauerliches Versehen der Redaktion ist in unserem gestrigen Artikel über irakische Menschenrechtsverletzungen seit der Besetzung Kuwaits ausgerechnet der Teil über die schwersten Mißbräuche, über Hunderte von willkürlichen Hinrichtungen, weggefallen.

Amnesty international hat in seinem am Mittwoch vorgelegten Bericht belegt, daß irakische Soldaten Hunderte mutmaßlicher Oppositioneller, die oft zuvor gefoltert wurden, zu den Häusern ihrer Familien schleppten und nach der Identifizierung durch die Angehörigen mit einem Schuß in den Hinterkopf töteten.

Möglicherweise bis zu tausend Menschen sind auf diese Weise ermordet worden, in zahlreichen Fällen nach bewaffneten Widerstandsaktionen gegen die Okkupatoren. Den irakischen Besatzern war aber auch schon der Besitz einiger Münzen oder Scheine der bald nach der Invasion verbotenen kuwaitischen Währung Grund genug, um derartige willkürliche Hinrichtungen auszuführen. Auch andere symbolische Protestformen gegen die zwangsweise „Irakisierung“ Kuwaits wurden mit der Erschießung geahndet. Etliche Menschen starben, weil sie sich weigerten, der Armee bei den Plünderungen behilflich zu sein, oder weil sie versuchten, heimlich das Land zu verlassen.

Amnesty international verfügt inzwischen auch über zuverlässige Informationen von mehreren Ärzten und Krankenschwestern aus drei großen Hospitälern in Kuwait, in denen plündernde Soldaten die Brutkästen stahlen und so 300 frühgeborene Säuglinge dem Tod auslieferten.

Die UNO-Vollversammlung hat am Dienstag mit 144 gegen eine Stimme — die des Irak — die Menschenrechtsverletzungen im besetzten Kuwait verurteilt. In der Resolution wird das Regime Saddam Husseins einer ganzen Reihe von Verstößen gegen Menschenrechtsnormen angeklagt, wie sie amnesty internationalen sich die Delegierten auch über die „systematische Zerstörung und Plünderung“ der Infrastruktur Kuwaits. Stefan Schaaf