URDRÜ'S KOLUMNE
: Vom Kleinen des Fürsten Johannes

■ Ulrich Reineking-Drügemöllers Text as text can

Wie öffnet man eine Cola-Flasche? Enthält die Plörre wirklich Ochsenblut und Koks? Ist der Brausenachschub für die kämpfende Truppe am Golf gesichert? Die Beantwortung solcher und anderer Verbraucherfragen verspricht eine Pressemitteilung der Coca-Cola-GmbH zur Einführung einer telefonischen Verbraucherberatung. Unter Rufnummer 0130-7111 warten die Telefonseelsorger des Atlanta-Imperiums darauf, sich „persönlich um die Interessen der Verbraucher zu kümmern“ — und das auch noch zum Ortstarif. Wir meinen: Eine heiße Nummer, die sie jedem Telefon- Junkie getrost zu Weihnachten schenken können!

Lieber guter Weihnachtsmann...das große Karstadt-Herz des Weserreporters Ronald Famulla schlägt so heftig für Waisenkinder und die armen Russen, daß du ihn unbedingt belohnen mußt. Zum Beispiel mit dem Büchlein „Wie man erfolgreich pöbelt“ — sonst geht seine Kampagne gegen das ÖPNV-Konzept noch den Bach runter. Schenk ihm außerdem 'ne Freikarte für „Biedermann und die Brandstifter“ (ab Januar beim selbsternannten Chef-Arschloch Rolf B. Wessels im Ernst Waldau- Theater auf dem Programm) und dazu eine Tafel Milka-Zartbitter. Falls die nicht schon der alte Kumpel Reinhold Ostendorf in den Gabensack gesteckt hat.

Doppelherz reichte nicht bei Fürst Johannes von Thurn und Taxis — und auch das dritte hat nun aufgehört, für Gloria zu schlagen. Bild-Leser erfahren immerhin postum, wie man sich Humor bei Multimillionärs von Adel vorstellen darf. Vorm Besuch bei der Aquarienfreundin Julia von Siemens in München hat nämlich der Fürst einmal einen Piranha gekauft: „Wir gingen in den Speisesaal. Vorher ließ ich meinen Kleinen zu Wasser. Als wir vom Essen zurückkamen, war im Aquarium kein Fisch mehr vorhanden.“ Da haben wir alle gelacht. Und psychoanalytisch orientierte LeserInnen machen sich bitte Gedanken über die Wortwahl „Mein Kleiner“.

Ohrenschützer müssen wahrscheinlich morgen vor der Stadthalle ausgegeben werden, denn die Gewerbepolizei erklärte dem Hallendirektor Heinz Seesing mit Nachdruck, daß beim Catchen durch Geklatsche und Gejohle des Publikums der Lärmpegel das gesetzlich zulässige Maß übersteige. Das jedenfalls haben ganz ernsthafte Messungen der Behördenmitarbeiter ergeben. Otto Wanz will bei seinem Abschiedskampf gegen Terry Funk vorher um äußerste Ruhe bitten. Und wenn der französische Profiringer Rambo gegen den US-Amerikaner Bull Power um den vakanten Meistertitel kämpft, sollen hartnäckige Schreihälse sogar mit einem Bußgeld belegt werden.

Heiteres Beruferaten: Was hat ein Mensch erlernt, der solches chreibt? „Das muß man den bremischen Streitern für ein nebulöses Verkehrskonzept unter der Zauberformel ÖPNV schon lassen, sie sorgen nicht nur für einen ungeheueren Boom in der White-Color-Industrie (damit kein Zweifel aufkommt: die Weiße-Farben- Industrie ist gemeint), weil sie selbige gleich hektoliterweise in parallelen Mustern über bremische Einfallsstraßen nicht unbedingt mit Einfaltspinseln verteilen, um den Verkehr zu chaotisieren, bis auch das letzte Dummerchen hinter dem Lenkrad merkt: In Bremen liegen die Pkws nicht ideologisch im Trend.“ Jawoll, Ratefuchs Guido, der Mann war Lehrer. Heißt Wilhelm Tacke und besorgt jetzt die Öffentlichkeitsarbeit der Katholischen Kirche zu Bremen. Der Herr und Meister aber fuhr keinen Opel, sondern ritt auf dem Füllen der Eselin.

Da liegt er nun, der stattliche Speckaal, den mir ein hiesiger Konzertveranstalter zum weihnachtlichen Geschenk machte. Bestimmt leckere 1000 Gramm schwer und optisch wie naso-sensorisch schon seit gestern meine Träume vom Schmausen bei Aquavit und Kerzenschein belebend. Und ausgerechnet jetzt lese ich in der zur Zeit noch größeren Bremer Tageszeitung, daß die Verbraucherberatung zum Aal-Boykott auffordert: Bei einer einzigen Mahlzeit von 150 Gramm werde die tägliche Maximal-Dosis an Furanen und Dioxinen bereits um 20 Prozent überschritten. Nur ein beherzter Dreisatz könnte klären, wieviel Überschreitung jetzt allein in meinem Zweipfünder steckt. Wahrlich, wir leben in finsteren Zeiten. Bleibt allein der Aquavit.

Dennoch und trotz alledem: Frohet Fest und jutet neuet Jahr, wa?! Dazu dann noch ein bißchen Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen, woran auch immer...