Stromtrasse: CDU und SPD verhandeln neu

Berlin. Wird die Stromtrasse durch Spandau, die Berlin an das westdeutsche Verbundnetz anschließen soll, nun doch nicht als unterirdisches Kabel verlegt, sondern mit meterhohen Masten als sogenannte Freileitung? Nachdem der rot-grüne Senat im Dezember 1989 der Bewag die Kabellösung vorgeschrieben hatte, nutzt die Energieversorgungsgesellschaft nun die laufenden Koalitionsverhandlungen, um erneut für die von ihr favorisierte Freileitung zu werben. Mit dem CDU-Vizevorsitzenden Volker Hassemer und SPD-Fraktionschef Ditmar Staffelt an der Spitze treffen heute vormittag Delegationen von CDU und SPD mit den Bewag-Vorständlern Tegethoff und Müller zusammen, um über mögliche Alternativen zur Verkabelung der 380-Kilovolt-Leitung zu diskutieren.

Die Bewag argumentiert mit den unterschiedlichen Kosten. Das Kabel käme mit 465 Millionen Mark mehr als fünfmal so teuer wie die Freileitung, für die 80 Millionen veranschlagt werden. Entscheide sich der schwarz-rote Senat für die Freileitung, könnten die eingesparten Mittel »in Ost-Berlin in den Umweltschutz investiert werden«, beispielsweise im Heizkraftwerk Mitte, versprach gestern Bewag-Sprecher Wolfgang Zetschke.

Dieser Gedanke findet nicht nur in der CDU Gefallen, sondern dem Vernehmen nach auch bei SPD- Fraktionschef Staffelt. Freilich gibt es auch warnende Stimmen, die von einer »künstlichen Alternative« sprechen und einen möglichen Mitnahmeeffekt fürchten: Die Bewag würde mit den in Spandau eingesparten Mitteln lediglich Investitionen finanzieren, die sie ohnehin vorgenommen hätte.

Lauter Protest gegen den »schwarzen Kabelsalat« kam gestern von der AL. Eine schwarz-rote Entscheidung für die Freileitung wäre »nicht nur ein politischer Skandal, sondern auch juristisch anfechtbar«, warnten der AL-Abgeordnete Hartwig Berger und Ex-Umweltsenatorin Michaele Schreyer. In den Umweltverträglichkeitsprüfungen im vorigen Jahr hätten sich die Gutachter »eindeutig« gegen eine Freileitung ausgesprochen. hmt