Sowjet-Ehrenmal wird eingedeutscht

■ Morgen wird das sowjetische Ehrenmal im Tiergarten der Berliner Landesregierung übergeben

Tiergarten. Ein weiteres Symbol des ehemaligen alliierten Status der Stadt Berlin wird morgen feierlich verabschiedet. Ab 10 Uhr werden vor dem Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten statt Soldaten der Roten Armee deutsche Polizisten aufziehen. Das am 11. November 1945 eingeweihte Denkmal wird entsprechend dem deutsch-sowjetischen Stationierungsvertrag beziehungsweise Freundschaftsvertrag der Berliner Landesregierung übergeben — das gesamte Personal einschließlich der Wachposten wird abgezogen.

Für die Pflege des weitläufigen Denkmalgeländes und des Friedhofes, auf dem 2.500 gefallenen Sowjetsoldaten begraben liegen, soll das Bezirksamt Tiergarten sorgen. Das bestätigte gestern die Außenstelle der sowjetischen Botschaft in Ost-Berlin auf Anfrage, nachdem bereits am Mittwoch über die Räumung des Ehrenmals berichtet worden war. Vertreter der sowjetischen Botschaft, des Senats, des Standortkommandos und des Kommandos Ost der Bundeswehr berieten gestern die Modalitäten der Übergabe. Danach soll bei einer Abschiedszeremonie mit Vertretern der vier Alliierten, der Bundeswehr, des Senats und des Bezirksamts ein Kranz niedergelegt werden.

Details über die Pflege und den Schutz des Ehrenmals waren gestern noch nicht zu erfahren. Der Baustadtrat des Bezirks Tiergarten, Horst Porath (SPD), sagte der taz, man wolle »das Denkmal aus Gründen des Geschichtsbewußtseins weiterführen«. Auch über die Polizeibewachung konnte der Sprecher des Innensenats, Werner Thronicker, nichts Näheres berichten. Vermutlich werde Wachpolizei das Denkmal sichern, sagte Thronicker: »Zumindest für die erste Zeit muß mit Beschmierungen gerechnet werden.« Das Denkmal werde vermutlich »rund um die Uhr der Bevölkerung zugänglich gemacht werden«.

Das sowjetische Ehrenmal mit seinen reglosen Wächtern war auch eine Touristenattraktion — eine nicht immer nur harmlose. Die Soldaten mußten außer Beschimpfungen auch Schüsse fanatischer kalter Privatkleinkrieger hinnehmen. kotte