UNTERM STRICH

Deutschland holt uns fortwährend ein. Die Wanderkolumne „Warum ich mich nicht am sogenannten Intellektuellenstreit beteilige“ hat noch immer nicht begonnen, statt dessen aber kommen wir nicht umhin, die Literaturseiten mit heimatlichen Themen zu füllen, also auch die Kurzmeldungen. Wir ergeben uns der Notwendigkeit zur Gänze (denn eine ganze Unwahrheit ist immer noch besser als eine halbe Wahrheit), Hegel hat die Geschichte auf seiner Seite. Das ostdeutsche PEN-Zentrum hat beim sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf gegen die geplante Schließung des Literaturinstituts in Leipzig protestiert. Die „Kassation“ der Einrichtung würde „den deutschen Sprachraum der einzigen Ausbildungsstätte für Autoren“ berauben, heißt es in einem veröffentlichten Brief. Artikel 35 des Einigungsvertrages erlege allen verantwortlichen Regierungsinstanzen „die Pflicht auf, die kulturelle Substanz in den neuen Bundesländern keinen Schaden nehmen zu lassen“.

Alle Thüringer Theater, Museen und Orchester sollen erhalten bleiben, sagte der Thüringer Kulturminister Ulrich Fickel (FDP) am Dienstag vor Journalisten in Erfurt. Häuser, die bisher nicht in kommunaler Trägerschaft waren, sollen durch das Land oder durch Städte übernommen werden — was ja gar einen Ausbau der Kulturförderung bedeutet? Vorerst blieben die Bühnen als Drei-Sparten-Theater erhalten: es wird gesungen, getanzt, geweint und gelacht, daß es eine Art hat.

Das von Alfred Hrdlicka für Wien geschaffene Mahnmal gegen den Faschismus soll im Sommer 91 komplett sein. Vor zwei Jahren war das sogenannte Tor der Gewalt unvollständig enthüllt worden. Hrdlicka hofft, das Werk zum 50. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion vollenden zu können.

Unter dem Titel Configura 91 bereitet die Erfurter Galerie am Fischmarkt eine Triennale des europäischen Kunsthandwerks für den Sommer 91 vor. Damit werde die Nachfolge der Quadriennale des Kunsthandwerks sozialistischer Länder von 1974-89 angestrebt.