Volle Kännchen voraus!

■ Wird aus dem alten Torhaus des Weserkraftwerks ein Café im Fluß?

hierhin bitte

das Stauwehr im

Fluß mit Haus

Was steht jetzt als nächstes auf dem bremischen Abreißkalender? Ja, nebst dem Weserwehr auch noch das Torhaus vom gewesenen Kraftwerk und die Brücke gleich mit. Wagt es! Zwei Leute vom städtischen Planungsamt, Bernhard Lieber und Harm Wulfers nämlich, haben einen Konterplan ausgeheckt, gegen den gar keine Ausrede gilt: Er kommt noch billiger als das Abräumen.

Machen wir, sagen diese beiden, doch einfach ein Cafe aus dem Torhaus mit Tischchen vielleicht auch auf der Brücke und mit Biergarten-Ableger auf dem linken Wehrpfeiler, welcher jetzt schon eine grüne Insel ist und nur drauf wartet.

Oben im Torhaus müßte man bloß die alte Steuerungstechnik ausbauen und hätte schon einen Gastraum mit Ausblick nach drei Seiten; drunter in Rohrschützraum und Werkstatt wär für Küche und Lager Platz; und ganz unten der Pumpenraum könnte seine geniale Wehr-Technik behalten, das ist ja, sagt Harm Wulfers, „eine einmalige Anlage“.

Wenn die Wehrstufe mal weg ist, wo jetzt noch die Wasser schäumen, dann wird das Torhaus inmitten quietistischer Flußlandschaft erst richtig prominent. „Früher hat das Haus seltsamerweise gar niemand bemerkt“, sagt Wulfers. „Das große Kraftwerksgebäude hat alles beherrscht. Wenn ich zu Leuten gesagt hab, laßt uns doch ein Cafe ins Torhaus machen, da meinten die: Aber das ist doch abgerissen!“ Noch nicht, bewahre!

Jetzt haben Lieber und Wulfers

erste Skizzen vorgelegt und hoffen, daß wir Öffentlichkeit ihnen ein bißchen Wind in den Rücken blasen. „Weil auf dem normalen Behördenweg würde das einschlafen“, sagt Wulfers. Mich wundert ja schon, daß so ein frisches, schnittiges Visiönchen überhaupt aufgewacht ist in einer Behörde. Aber die Idee ist auch gar nicht richtig planungsamtlich, sondern von den beiden eine Abendbastelei. Tags kommt man zu nix, sagt Wulfers, da ist, wegen Kräftemangels, bloß Routine

im Planungsamt und lauter„Schurimuri-Kram“. Aber warum jetzt grade ein Cafe? Führt nicht der Gedanke, wir hätten immer nur die Wahl zwischen Abriß und Gastronomisierung, geradewegs in die Melancholie? „Wir wollen die Sache ja nicht irgendeinem Kneipier zuschustern.“ Wulfers kann sich auch gut Schönes Wahres plus Cafe denken: eine Kunstinsel z.B. oder eine Bühne oder sonstwas.

„Aber so viel Platz haben wir auch wieder nicht, das meiste sind ja Mauern.“ Und es müssen ja viele Leute mitwollen, und die meisten wollen ein Cafe. Dieses ist nun mal die allen gemeinsame Metapher des Genusses.

Hat jemand Einwände? Die Wehrpfeiler sind so stabil, daß teure Instandsetzungsarbeiten nicht nötig sind, höchstens das Brückengeländer könnte man mal streichen. Und die Biergarteninsel, künftig sichere 173 Meter von der neuen Wehrschwelle entfernt, könnte man ohne weiteres als Anlegestelle mit Schiffchen bekränzen. Und von dem Geld, was möglicherweise für den Abriß schon angespart ist, reicht ein Teil zum Innenausbau des Torhauses. Klingt das?

Allein der Gedanke, wieviele Amtsleute sich am alten Kraftwerk versündigt haben! Jetzt wäre für Bußfertige die letzte Gelegenheit, dem Teufel von der Schippe zu springen. „Aber hauptsächlich setzen wir unsere Hoffnung auf den Hemelinger Beirat“, sagt Wulfers, „die müßten einfach großes Interesse haben, ihr Stück Weser ein wenig aufzuwerten.

Und irgendwann muß das Projekt sowieso auf den normalen Dienstweg gehoben werden, sonst sagen die zuständigen Behörden, wenn es zu spät ist: och ja, schon, da haben wir mal so ein Blättchen gekriegt.“ Manfred Dworschak