Vorweihnachtliches, rassistisch

■ Reim-Flugblatt kursiert in der Stadt / Ausländerfeindlich

„Draußen vom Aldi, da komm ich her,

Ich muß Euch sagen, die Regale sind leer!

Überall auf den Stufen und Kanten

sitzen Polen und Asylanten

Wollt ich noch kaufen ein Stück Käse, —

schnappt sich den letzten ein Libanese

Ich flitzte zur Tür hinaus, ich Armer

und stieß zusammen mit einem aus Ghana.

Dann wollt ich noch schnell zum Wohnungsamt,

komm' mir fünf Polen angerannt...“

Dieses „Gedicht“, maschinengeschrieben, kursiert derzeit in der Stadt. In Osterholz-Tenever steckte es bei ausländischen MieterInnen in den Briefkästen, in der Uni-Mensa fanden es am Dienstag Bedienstete im Pausenraum, Kinder aus der Schule „Koblenzer Straße“ brachten das Flugblatt ebenfalls am Dienstag mit in den Unterricht.

Auch im Bremer Klöckner- Werk ist der Text des Flugblattes den Betriebsräten bekannt. Schon vor einem halben Jahr hatte ein Kollege eine Vorlage in einem Kopierer entdeckt. Eike Hemmer: „Seit einem Jahr ist das vereinzelt in den Betrieb gelangt, aber nicht massenhaft. Im Betrieb traut sich so ein Rechter nicht, ganz offen aufzutreten. Der weiß, daß man hier so einen Mann notfalls entlassen kann.“

Das Flugblatt ist von seiner „lustigen“ Gedichtform her so geschickt gemacht, daß ausländische SchülerInnen in der „Koblenzer Straße“ bei den ersten Reimen noch aus vollem Herzen mitlachten, als die Reime vorgelesen wurden. B.D.