UNTERM STRICH

Dem Chefregisseur und dem Chefdramaturgen der Semperoper in Dresden ist gekündigt worden. Dieses bereits aus verläßlichen Quellen durchgesickerte Vorgehen begründete der designierte Intendant, Christoph Albrecht, mit der „Auflösung einer unsinnigen Struktur“. Mit einem Chefregisseur und einer Oberspielleiterin habe es bislang zwei leitende Regisseure gegeben. Chefregisseur Joachim Herz will, wie inzwischen verlautete, gerichtlich gegen die Kündigung vorgehen. Über juristische Schritte von Chefdramaturg Eckart Kröplin wurde bislang nichts bekannt. Albrecht, derzeit noch Ballettbetriebsdirektor an der Hamburger Oper, erläuterte seine Haltung in einer am Mittwoch in der 'Sächsischen Zeitung‘ abgedruckten Gegendarstellung zu einem Bericht des Blattes. Der westdeutsche Kulturmanager verwies darauf, daß vergleichbare Häuser in den alten Bundesländern drei bis vier Dramaturgen hätten, während es an der Dresdner Oper bislang acht seien. In einer Zeit wirtschaftlicher Bedrängnis sei dies nicht weiter möglich. Herz' Vertrag hätte bereits vor zwei Jahren mit dem Erreichen des 65. Lebensjahres gelöst werden sollen. Doch habe Herz auf Wunsch der damals noch herrschenden SED weiterbeschäftigt werden müssen, behauptet Albrecht.

Die von Henry van de Velde 1902 bis 1903 gestaltete Bibliothek des ehemaligen Nietzsche- Archivs in Weimar wird am Freitag wiedereröffnet. Über die Restaurierung und künftige Nutzung der Villa, in der Friedrich Nietzsche die letzten drei Jahre seines Lebens geistig umnachtet gelebt hatte, informierte am Mittwoch der Generaldirektor der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur (NFG), Lothar Ehrlich. Die Bibliothek wurde von dem Künstler- und Freundeskreis um Elisabeth Förster-Nietzsche, der Schwester des Dichters, als „Tempel“ der Nietzsche-Verehrung angesehen. Hierher wallfahrten in- und ausländische Verehrer, lasen bekannte Dichter aus ihren Werken. Nietzsche sei mit seinen Elitevorstellungen für die Ex-DDR ein Tabu gewesen, sagte Ehrlich. Nach der Bibliothek sollen im nächsten Jahr Arbeits- und Speisezimmer wiedereröffnet werden. Zusammen mit der in Halle gegründeten Förder- und Forschungsgesellschaft Nietzsches wollen die NFG bis zum 150. Geburtstag im Jahr 1994 das Wohn- und Sterbezimmer des Philosophen als Gedenkstätte einrichten.

Eine Ausstellung der russischen Avantgardekunstrichtung „Neue Realität“ wird derzeit im Moskauer Manege-Saal gezeigt. In einem Bericht über die Schau erinnerte die Zeitung 'Rabotschaja Tribuna‘ am Mittwoch an den „unvergeßlichen November 1962“, als Chruschtschow Werke von russischen Avantgardekünstlern als „Unkunst“ bezeichnet hatte. Seine Wutausbrüche gegen die ebenfalls in der Manege ausgestellten Werke galten besonders den Künstlern um den Führer der russischen Avantgarderichtung „Neue Realität“, Eli Beljutin. In der jetzigen Ausstellung „Von Manege zu Manege“ werden erstmals Gemälde und Graphiken gezeigt, die von den Anhängern und Nachfolgern dieser bis vor kurzem offiziell verbotenen Kunstrichtung geschaffen wurden.

Der amerikanische Regisseur Robert Wilson („Black Rider“) inszeniert an der Hamburgischen Staatsoper Richard Wagners „Parsifal“. Wie die Oper mitteilte, ist die Premiere für den 24. März vorgesehen. Wilson hat in den vergangenen drei Wochen in einem Workshop die Basis für die Inszenierung erarbeitet, die Endproben beginnen Mitte Februar. Die Titelpartie wird Siegfried Jerusalem singen, Dunja Vejzovic ist die Kundry. Gerd Albrecht übernimmt die musikalische Leitung, das Bühnenbild entwirft Wilson selbst. Der „Parsifal“ ist die zweite Zusammenarbeit zwischen Wilson und der Hamburgischen Staatsoper: 1988 realisierte er in der Hansestadt die Jazz-Oper „Cosmopolitan Greetings“.

Die bisher größte Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst aus Israel im Ausland wird im Januar in Düsseldorf eröffnet. Rund 120 Arbeiten von 17 Künstlern werden vom 25. Januar bis zum 17. März des nächsten Jahres in der Städtischen Kunsthalle gezeigt. Im Anschluß wandert die Schau nach Moskau. „Einige der bedeutendsten Künstler“ Israels, so kündigte die Stadt Düsseldorf am Donnerstag an, wollen sich in ihren Arbeiten mit der besonderen Problematik ihres Landes seit dem Sechs-Tage-Krieg auseinandersetzen. Auch Fragen nach der Identität als israelischer Staatsbürger mit arabischer oder jüdischer Herkunft seien Inhalt der Arbeiten in allen künstlerischen Medien. Die Düsseldorfer Ausstellung ist Teil eines Austauschprogramms, bei dem vom 12. April bis 2. Juni auch sowjetische Gegenwartskunst zunächst am Rhein und dann in Israel zu sehen sein wird.