Türkei: Angehörigen-Verein politischer Gefangenen verboten

Berlin (taz) — Jetzt sind die Angehörigen der Gefangenen in den türkischen Knästen selbst Ziel des Angriffs: Am 13. Dezember durchsuchten rund 100 schwerbewaffnete zivile und uniformierte Polizisten die Istanbuler Zentrale des „Hilfsvereins für Familien der Gefangenen und Verurteilten in der Türkei“ („Tayad“). Anschließend wurde das verwüstete Lokal wegen „staatsfeindlicher Aktivitäten“ geschlossen. Einen Tag später spielte sich derselbe Spuk in der Ankaraer Niederlassung von Tayad ab.

Mit „staatsfeindlichen Aktivitäten“ ist das Engagement von Tayad für die Menschenrechte in der Türkei gemeint. Die Tayad-Mitglieder — darunter ganz besonders viele Frauen — finden sich immer wieder vor den großen Knästen des Landes zusammen, organisieren Solidaritätshungerstreiks und Demonstrationen und sorgen dafür, daß wenigstens einige Informationen über die hohen Mauern der türkischen Gefängnisse nach außen dringen. Väter und Mütter von gefolterten und ermordeten Gefangenen, die sich 1986 als Tayad organisierten, berichteten über die Methoden, mit denen ihre Kinder zugrunde gerichtet wurden. Der türkische Staat hat bereits 53 Prozesse wegen „staatsfeindlicher Propaganda“ gegen die Angehörigen geführt. Seit der Gründung wurden 62 Tayad-Mitglieder festgenommen, 10 Mitglieder des Vereins sitzen im Gefängnis. dora